2004/07 – Regensburg Smoke 24.06.2004

9 Aug


26.06.2004

von Wolf dem Jüngeren


Um es gleich vorweg zu sagen: Ja, ich habe mich wohl gefühlt.

Schon beim Einchecken im Hotel stellte ich zu meiner Erleichterung fest, dass
man meine Sprache weitestgehend verstand.

Ist auf Reisen in unzivilisierte Landstriche schließlich keine Selbstverständlichkeit.

Da ich früh dran war, zog ich also erst mal los und sah ein tolles Fußballstadion,
eine wunderbare Ausfallstraße sowie ein riesiges Krankenhaus. Prima aufgeräumtes
Städtchen dieses Regensburg, dachte ich.

Klar gegliedert, übersichtlich, schnörkellos. Vielleicht ein bisschen
nüchtern, geradezu unbayerisch.

Natürlich war ich instinktiv in die falsche Richtung gelaufen und konnte so die
Altstadt zielsicher vermeiden. Auch ´ne Leistung.

Zurück im Hotel dann so ein vertrauter Geruch, immer der Nase nach und schon mitten drin. Juhuuu!

Zunächst konnte ich ohne weiteres feststellen, dass es Dieter und mir in den letzten
2 Jahren mühelos gelungen ist, die Vorgabe „Alte Säcke Smoke” mit dem Wortsinne entsprechendem Leben zu füllen.

Aber Dieter, bis zum nächsten Mal lasse ich Dir gerne ein bisschen Vorsprung.
Bist schließlich der Gastgeber. 

Rotkäppchen auch in Regensburg

Die Gruppenzusammensetzung war hinsichtlich des Ausländeranteils ein repräsentativer
Querschnitt durch die deutsche Gesellschaft, schätzungsweise gefühlte 30%. Immerhin hatten wir eine Kolumbianerin, einen Spanier, einen Ostmärkler und einen Rheinländer zu bieten.

Exotik pur, sozusagen.

Überhaupt, die Kolumbianerin. Was für eine Frau. Eine Torcedora sei sie, mindestens
Grad neun womöglich. Hieß es hinter vorgehaltener Hand.

Hannes und Nino zwischen Schönheiten

Selbstversorgung läge bei dem geradezu legendenhaft geschilderten Konsum von Wolf dem Älteren auch nahe.

Aber ach, war nix. Sie macht in Mode. Egal.

Ich habe natürlich keine Sekunde daran geglaubt. Also an das mit der Rollerin.

Weil, die Rollerinnen die ich bisher getroffen hatte, waren nämlich irgendwie anders. Ich will das nicht näher ausführen, aber ich war immer froh, dass die Sache mit dem Rollen auf den Schenkeln nur ein Gerücht ist.

Ich möchte mir nämlich den Glauben nicht nehmen lassen, dass die Salz- und Pfeffer- Noten meiner geliebten Bolivar Corona Gigantes nur auf eine reine Tabakfermentation zurückzuführen seien.

Apropos verlieren, bevor jemand beim Lesen der Appetit vergeht, sollte ich wohl zum Thema zurück.

Der Abend war sehr nett, wir waren schließlich alle ganz lieb zueinander.

Stocki und H_a_wanna

Nino und Mad Max

Das Essen war übrigens ziemlich gut. Immerhin muss man bedenken dass es von einem jugendlichen Kellner serviert wurde, dessen Frisur und Haarfarbe mir ständig Assoziationen an nasses Schäferhundfell aufdrängten.

Aber nach sorgfältiger Inspektion meines Tellers stand dem ungetrübten Hochgenuss
praktisch nichts mehr im Wege.

Wolf der Jüngere, rechts

Sehr gut gefallen haben mir übrigens die Zehnerschuber für Stogies, die einige wohl von Urs mitgebracht haben. War ich gleich ganz neidisch. Man kann die ganz leicht amortisieren. Einfach mit zehn Zigarren aufsteigend von Corona über Lonsdale und Churchill bis Monte A bestücken. Dann Kappe abnehmen, bunten Poncho überwerfen, in die Fußgängerzone von Regensburg gehen, das Ding an den Mund setzen, Kassettenrekorder an, fertig.

Meistens gibts die Kohle sofort, damit man gar nicht erst loslegt. Drei bis vier Samstage, dann reichts noch für `ne Epicure oben drauf.

Immerhin haben wir nicht nur geraucht sondern auch die Zigarrenwelt und die deutsche
Wirtschaft gerettet, den bayerischen Katastrophenschutz neu geordnet,
Humidore selbst gebaut, Häuser aus eigener Kraft renoviert, Flugzeuge
geflogen, Zwölfender geschossen, Kalamares gefangen, Käppchen verteilt,
englische Witze gehört, schmutzige Witze erzählt, mühelos das Niveau gesenkt,
ach ja, es gab auch ein leckeres Dessert. 


Ich habe sogar eine oder zwei Zigarren geraucht (Danke Hannes! Warum eigentlich
ein Belicoso und keine Lonsdale?).

Nicht ganz schlecht für einen einzigen Abend, oder? Wovon ich nebenbei bemerkt
auch sehr beeindruckt war, sind die mannigfaltigen handwerklichen Fähigkeiten
von Charles. 

Stocki, H_a_wanna und Charles

Es gibt anscheinend nix, wo der Kerl an Haus und Hof nicht selbst Hand anlegt.
Alles aufzuzählen wäre zuviel,aber lasst es mich so sagen: wenn dieser Mann mit seinen Findigkeiten jemals zum radikalen Islam übertritt, sind wir alle verloren.

The day after. Während ich morgens in meinem dumpfen Hirn noch versuchte dahinter
zu kommen, ob mir in der Nacht eine Ratte ins offene Maul geschissen hatte, saß der Stocki schon bei der ersten Weissen und Zigarre da. Chapeau! Du wirst immer der Mann mit dem stählernen Gaumen für mich sein.

Überhaupt, das Frühstück. Ich weiß ja, dass ethnische Minderheiten mitunter für mitteleuropäische Zungen gewöhnungsbedürftige Essgewohnheiten haben.

Hannes und sein deftig gutes Frühstück

Ich hab auch prinzipiell nichts dagegen, aus anderleuts Gedärm was herauszukratzen.
Aber das dann anschließend noch zu essen war für mich doch ein eher kühner Gedanke.

Macht aber nix, bin ja tolerant und kann gönnen. 

Was dem Regenwäldler sein Tausendfüssler, dass ist dem Regensburger seine
Weisswurscht.

Alle Frühverschwinder haben übrigens eine famose Stadtführung verpasst, die die liebe Andrea, ihres Zeichens hauptberufliche Bikerin, mit kundigem Wort und strenger Hand geleitet hat.

Regensburg ist schön.

Viel altes Gemäuer hats da. Das Wetter war unglaublich. Rasend viele Menschen
unterwegs. Ich möchte an dieser Stelle ein Hoch auf den Erfinder des Stringtanga
ausbringen. Zu Einzelheiten dürft Ihr den Dieter befragen.

Ansonsten schlägt in Regensburgs Mitte ein rotes Herz, was mir Hoffnung macht .

Nino und ich hatten einen Spaß mit der Entdeckung diverser Ethnoshops, scheint
hier einen guten Nährboden dafür zu geben. Ihr kennt das alle, bunte Indianerbilder,
indische Wallegewänder, Totenkopfaschenbecher und diverse Kiff- Geräte.

Außerdem waren über die Innenstadt eine erkleckliche Anzahl irische Pubs verteilt.
Eigentlich ganz nett, aber deren Erfolgskonzept habe ich nie begriffen.
Das muss mir mal wer erklären: Da hocken lauter traurige Physikstudenten zusammen, tragen viel zu warme Strickpullover, saufen Guinnness und suhlen in nostalgischen Erinnerungen an ein Land, in dem sie nie gelebt haben.

Muss ich bei meinem nächsten Mojito in unserer Havannabar mal ernsthaft drüber
nachdenken.

Musik gab es auf der Strasse wohl auch. Es war Mittelalterfestival. Ihr wisst schon, die hohe Zeit zweier bestimmter Menschensorten. Die einen sind versprengte Ökos, die sich in grobes Leintuch hüllen, Schnabelschuhe tragen und dann diese schwangere Gitarre mit der Kurbel dran quälen. Sie sehen sich in der Tradition der Bänkelsänger.

Die anderen halten sich für die Reinkarnation von Kriegern und Rittern. Sie lassen sich keine Gelegenheit entgehen, bei 36° im Schatten im Kettenhemd herumzustolpern und mit Beidhändern aufeinander einzudreschen. Wenn mal gerade kein Mittelalterfestival ist, sitzen sie alle gemeinsam im irischen Pub.

Zum Schluß danke ich noch mal Nino, der uns „a l`espagnole” ins Cafè geführt und allen einen entspannten Ausklang beschert hat.

Grüße aus dem stürmischen und nassen Rheinland von

Wolf dem Jüngeren

Gemütliche, übersichtliche Runde :

Regensburg Tour mit Andrea und Dieter :

 

                      


Copyright  © Ninos Flying Cigar 07-2004

NFC LOGO KLEIN

 

Comments are closed.