2005/03 – Kuba: Ein Reisebericht 2005

6 Aug

 
Montag 21.02.2005 

„Wir sind nicht zum Spass da !“.  Mit diesen Worten ermuntern Thomas und ich uns gegenseitig wenn wir das Gefühl bekommen keine Zigarre, keinen Mojito, keinen Cuba Libre oder nicht noch einen Añejo zu uns nehmen zu können. 

Es klingt wie bei den Blues Brothers, „ wir sind auf einer Mission „. 

Diese Mission ist : Mit den besten Leuten aus der Welt der Zigarre eine Woche in Havanna während des VII Festival del Habano zu verbringen, diese zu überleben und wenn möglich darüber zu berichten. 

Thomas mit Fotos, ich mit Notizen unserer Eindrücke. 

Und so checken wir in freudiger Erwartung am 20.02. Abends die Koffer für den nächsten Tag ein. Als würde man wissen dass ich gerade Geburtstag hatte, überreicht man mir eine Bordkarte der Comfort Class, die ich zwar reserviert hatte, die aber eigentlich voll sein sollte. Riesenfreude. Diese Freude wird danach mit Andreas „Rheinhessenraucher“ und anderen Freunden bei einem Abendessen im Cafe Fritz geteilt. Andreas gibt uns beiden noch eine „Sarotti-Gold Bolivar“ für einen Smoke in Kuba mit. 

Am nächsten morgen fahren wir früh zum Flughafen, verabschieden meine Frau nach Äthiopien, und begeben uns mit leichten Handgepäck und cool angezogen ( minus 5 Grad bei uns, es erwarten uns 30 Grad in HAV ) zum Gate.

Man entschuldigt sich als man mir die Bordkarte gegen eine „normale“ umtauscht : Fehler eines neuen Kollegen. Ich werde downgegraded. Nun gut, Hauptsache zusammen. 

Nicht nur das, die äußerst freundliche Flight Managerin kommt zu mir, entschuldigt sich und wir bekommen jeder eine Dreier Reihe, viel Platz zum ausruhen, denn 3 Std. nach der Landung soll die Eröffnungs-Gala beginnen. 

Great way to get started, ich liebe meine Firma ! Mit ca. 60 freien Plätzen und 10h20 Flugzeit gehen wir in einer B-767-ER an den Start zur Startbahn 18 West. Mein erster richtiger, längerer EROPS Flug ; mit 2 Triebwerken über den Nordatlantik.

EROPS steht für : Extended Range Operations.

Oder für : Engine Runs Or Passenger Swims. 

Schöner, kräftiger Take Off und wir schnurren ohne Probleme oder Schluckauf der Triebwerke gen Westen. 

Vor lauter Vorfreude können wir beide nicht aufhören zu reden, geschweige denn schlafen.

Und das obwohl ich nach dem Mittagessen zusammen mit Thomas eine kleine blaue Pille nehme, eine harmlose Einschlafhilfe die jedoch nicht hilft. Allerdings spüren wir die Blicke der Nachbarn : Noch 8 Std. bis Kuba und die nehmen jetzt schon die blauen Pillen !

Wir dösen etwas vor uns hin, und zählen die zäh verrinnende Flugzeit. 

Als wir über Nassau / Bahamas fliegen, könnte ich vor Rührung fast heulen. Vor genau 30 Jahren war es mein allererster Lufthansa Flug als Steward auf der guten alten DC-10. 

Dann ist aber schnell Kuba vor uns, Anflug, Landung, Angekommen ! 

Die Kabinencrew hat uns einen Spitzen Service zukommen lassen. Jetzt bekommen wir auch noch zur Landung ihre vorderen Ruhesitze damit wir schnell zur Pass- und Zoll Kontrolle kommen.

Wir sind die Ersten, überholen alle, sind die Ersten am Kofferband, wechseln Geld, nehmen Koffer und verlassen als Erste das Terminal in ein wartendes Taxi.

Von Landung zum Taxi in knapp 20 Minuten. 

Fahrt durch die sonnige, heisse Stadt ins Hotel Nacional de Cuba. Erste Eindrücke ; netter, ruhiger Fahrer, wenig Verkehr, ordentliche Strasse, alles angenehm, geordnet. Anblick ist Mischung aus Karibik und Afrika. 

Hotel Nacional. Check In. Mit den Zimmerschlüsseln haben wir unsere Karten für die Eröffnungs Gala bekommen. ( DANKE  an Don Walter Born ! ). Koffer selbst aufs Zimmer.

Ich hatte um 2 Zimmer nebeneinander gebeten. Thomas gewinnt, er hat ………… Meeresblick !

Ich schaue auf die Hotel Einfahrt, den Pool, das ehemalige Russen Wohnheim FOCSA Hochhaus und etwas Meer. Die Zimmer sind riesig, etwas abgewohnt aber basic & gut. Ich bekomme sogar 15% Airline Discount und so zahlen wir etwa 85 EUR inkl. Frühstück. 

Auspacken, duschen, umziehen, hinunter an die Garten Terrasse des Hotels. Ich habe noch nie so viele Zigarrenrauchende Menschen gesehen. Zigarrenparadies. Man fällt auf wenn man KEINE Zigarre dabei hat.

Wir treffen Don Walter, seine Frau, Irene Seiler, Albert, Andre und Gerhard Heimsath von The Art of Smoke. 

Und endlich sehen wir unsere Freunde und Partner der kommenden 7 Tage.

Urs, Hannes, Horst und Norbert. Wir freuen uns, sie zu treffen. 

Vor Abfahrt des Busses zur Gala geht die erste Zigarre in Asche auf und 2 Mojitos sind schnell getrunken. Wir sind ja nicht zum Spass hier. 

Die Zigarren ( 2 Cohibas, 2 frisch gerollte Churchills ) haben wir uns gerade vorher aus der Hotel eigenen Casa geholt. 

Kurze Busfahrt am Malecon zum Museo de Bellas Artes gegenüber des Revolutions Museums an der alten La Corona Fabrik.

Dort stehen wir dann 30 Minuten vor verschlossenen Türen.

Die Türen öffnen sich, wir strömen hinein in die kalten, riesigen Hallen, gefilmt vom Kubanischen Fernsehen. Abends in den TV News sollte ich Gerhard Heimsath sehen. 

Jeder bekommt eine kleine Tasche mit 2 Zigarren ( Punch Punch und RyJ Churchill Tubo ), einen 3-strahligen Jetflame ( meine geliebten NIBOS aus Beijing !) und einem Cutter. 

An dem Abend sind ca. 1100 Menschen da. Es ist ein großer Bienenschwarm. 

Es ist unangenehm, man läuft durch die großen Hallen, kann sich nirgendwo hinsetzen, seine Sachen nicht abstellen, wie soll man einen Teller, Besteck, ein Glas, eine Zigarre und eine Tasche halten ? 

Auf dem Boden stellen ist bald nicht drin, denn nach kürzester Zeit sind die Aschenbecher „privatisiert“ worden und der ganze Boden ist ein Ascher. Die Gala „läuft“ an uns vorbei. 

Es ist eine kühle, unpersönliche, künstliche Atmosphäre. Nicht zuletzt durch die „gefrorenen“ Künstler und speziell für den Abend strategisch plazierten „Sonderzüchtungen“ an langbeinigen Modellen. Sie wissen zwar nicht alle wie man eine Zigarre richtig hält, aber alle haben Beine von mindesten 2 Meter Länge. Am Ende stehen alle Fotografen um diese Ausnahmemodell herum und verewigen sie hunderttausendfach.

Thomas und ich streifen durch die Hallen. Holt einer Getränke, passt der andere auf die Kameratasche auf.  Und wir treffen Bekannte. 

Vor 2 Wochen noch zusammen in Singapore geraucht, heute hier : Jimmy Ng aus der Casa Cubana.

Vor 6 Wochen darüber zwischen Muscat und Dubai geredet, heute da : unser LH General Manager Middle East und sein Bekannter der bei unserer Tochterfirma DELVAG den Transport der Habanos versichert. 

Thomas trifft auf einen Menschen, auf den er sich sehr freut : Toni Roig, sein Habanos Händler in Palma de Mallorca. Ein richtig netter, zuvorkommender und menschlicher Typ. Beide umarmen sich. Ich freue mich schon auf eine Zigarre bei Toni. 

Resize of KUBA 2005 NINO 0050

 

Dazwischen werden wir von Urs und Hannes mit Persönlichkeiten aus der Welt der Habanos bekannt gemacht. Armando Rodriguez, Direktor La Corona. Jorge Hernandez, 5-th Ave. Deutschland, Arturo Mejuto, ex-Cubatabaco, jetzt Havanna House Toronto. 

Im Hintergrund des Innen-Patios läuft die Show, die Vorschläge für die Habanos Persönlichkeit des Jahres werden vorgestellt. 

Wir ernähren uns von Mojitos, Zigarren, einigen Shrimps, etwas Käse und dann kommt noch Añejo dazu. Da wir in dieser Beziehung sehr bescheiden sind und die Langusten verschonen, traue ich mir zu, Thomas und mir eine zweite Tasche zu holen. Es sind doch einige Teilnehmer nicht gekommen. Wir brauchen keine Langusten in unserem Doggy Bag ………….. 

Die größte Freude macht mir das Treffen mit Rafael Bernardo aus Madrid. Ein -, nein, kein Aficionado sondern ein  – Apasionado der Zigarre mit eigener Webseite,  in der er über seine Besuche auf allen bisherigen Festivals schreibt. www.mycigarsite.com

 

Ich hatte ihn angeschrieben und so ist ein netter Kontakt entstanden. 

Mit Urs und Hannes, Horst und Norbert, bereden wir das Programm. Sie waren bereits bei Don Alejandro Robaina, aber haben einen Termin für uns am 28.02. organisiert. Ansonsten ist für jeden Tag genug Abwechslung geplant. Oldtimer Fahrt, Fabrikbesuche, privates Abendessen, Dinners, wir brauchen uns um nichts zu kümmern.

 

Wir sind ja nicht zum Spass da, also verlassen wir den unwirtlichen Ort und fahren zurück ins Hotel Nacional auf die Garten Terrasse. Da Horst nur „Ocho“ als spanische Zahl kennt, holt er immer wieder Acht Mojitos oder Acht Cuba Libres für uns Sechs Leute. Dazu gibt es frische, gute Zigarren.

Wir reden, lachen, rauchen, geniessen, planen. Havanna ! 

Keine Müdigkeit obwohl wir lange ohne Schlaf sind. Adrenalin. Wir sind da. Wir sind in Havanna, rauchen Habanos. Wir sind mit guten Leuten. 

 22.02.2005 

Nach kurzen aber tiefen Schlaf, werde ich am nächsten morgen gegen 08h wach. Aus dem großen, hässlichen FOCSA Hochhaus gegenüber schallt mir die Nationalhymme entgegen. Danach politische Reden, ich höre Wortfetzen, Agitprop. Hunderte Menschen stehen im Hof.

Später erfahre ich dass dort Ärzte für den Einsatz in Venezuela trainiert werden.

Kuba bekommt dafür Öl. 

Das Frühstück ist anständig, Büffett. 

Um 10h dann fahre ich mit Thomas in die Stadt. Centro Habana. Den Malecon hinunter.

Wir steigen aus. Spazieren. Angesprochen werden wir zweimal auf „Ciiigars, my freend“ und einmal, gegenüber Hotel Parque Central, wo wir uns die Casa angeschaut hatten, von einem arbeitslosen, freundlichen Reiseführer.

Nach kurzem Gespräch gehört er einfach zu uns wie ein Pickel auf der Nase, ist aber freundlich und erklärt uns vieles. Nach einer Stunde verabschieden wir ihn mit 5 $. 

Ich hatte eine Verabredung mit Rolf vom Wiesbadener Cigar Cult Club der kurzentschlossen auch nach HAV geflogen war. In der Pasteleria Francesa sollten wir uns treffen, diese hat aber eine „Überprüfung“ und serviert nichts. 20 Meter weiter unten, im Hotel Telegrafo setzen wir uns auf die Terrasse. Kaum sitzen wir spricht mich jemand an, Leo, der Freund von Rolf.

Rolf kommt gleich. Wir begrüßen uns, rauchen seine Zigarren und bekommen gute Tips und Informationen von Rolf. Erst verputzen wir eine sehr gut verarbeitete aber etwas eindimensionale Lusitania, zu Cafe con Leche. 

Um 14h beschliessen wir zusammen essen zu gehen. Gegenüber dem Bacardi Gebäude ist das Centro Canario. Dort im ersten Stock essen wir ganz vernünftig und günstig. Die Gambas al Ajillo sind korrekt, die Languste ebenfalls, der Wein ist auch OK. 4 Personen für 47 $.

Und man darf rauchen. 

Hinter uns isst eine deutsche Reisegruppe. Ältere Dunkel-Rot-Grüne mit T-Shirts „ Brigada de Amistad Alemano-Cubana Karl Marx Stadt“ oder so ähnlich. Aus dem Tunnel der Zeit.

Vielleicht sehe ich sie bald in Nord Korea. 

Wir überqueren die Strasse und begeben uns in die Bacardi Bar. Langsamer Service aber tolle Mojitos zu “Cohiba EL 2004”. Im Hintergrund gewinnt Real Madrid 1-0 gegen Juve. 

Es gesellen sich Walter mit Frau und Albert dazu. Walter hat gestern eine Story vom Besuch bei Robaina erzählt : Don Alejandro hätte ihm gezeigt wie er seine Zigarre in den Kaffee tunkte. Er will jetzt seinen Zigarren Zirkel in „Stumpedunker“  umbenennen. 

Fauler, angenehmer Nachmittag. 17h zurück im Nacional. Notizen. Um 19h treffen wir uns alle in der Terrasse. Übergabe der „revolutionären“ Kopfbedeckungen in grün die ich für diese Reise in Seoul habe sticken lassen an Hannes und Urs. 

Wir fahren ins Restaurant La Cecilia, eine schöne aber gähnend leere Anlage in Miramar, dem Botschaftsviertel. Wir erfahren später dass der neue Manager keine Live Musik, ja keine Musik generell im Restaurant haben möchte. Sehr komisch, vielleicht erklärt es die gähnende Leere.

Zu Gast sind langjährige Bekannte von Urs und Hannes, die Anwältin Barbara und ihre Tochter Yainara, Lehrerin. 

Es geht zurück in die Terrasse des Nacional. Wir rauchen den Prototyp einer Magnum 50 zu Cuba Libre und erzählen Witze und Bonmots. 

Horst gewinnt mit dem Spruch : Das Leben ist kurz, Krebserregend und teuer. 

Bis 03h sitzen wir auf der Terrasse, rauchen, lachen und reden im Garten. Morgen erwartet uns La Corona und eine Oldtimerfahrt. Um 04h mache ich das Licht aus. 

23.02.2005 

Nach nur 4 Stunden Schlaf stehen wir auf. Es geht heute zur Besichtigung der neuen Fabrik La Corona.

An der alten Fabrik treffen wir Barbara. Hier wurden zuletzt die San Cristobal de la Habana hergestellt. Wir schauen kurz in den Laden rein, es ist voller Touristen.

An einem der Valuta Läden holen wir Rum und Pralinen als kleine Aufmerksamkeit.

Carlos, der Vizedirektor, kommt hinaus, leider klappt es heute nicht, andere wichtige Termine. Aber garantiert morgen. Schade, aber no problem. 

Wir fahren nach Habana Vieja, Hostal del Habano, Conde de Villanueva. Dort treffen wir Reynaldo Gonzalez Jimenez, den ich im Nov. 2003 in Mainz kennen lernte. Er ist Torcedor 9-ter Kategorie und leitet und betreut die dortige Casa del Habano.

Wir holen uns etwas frisches handgemachtes zu rauchen. 20 Robustos, 10 Torpedos, 10 Sublimes, 10 Salomones und zahlen 236 $. Laut Reynaldo ist der Tabak von 1998. Hannes und Urs meinen später dass der Tabak jünger sei, das Deckblatt aber durchaus so alt.

Jedenfalls sind es hervorragende, reiche, starke Tabacos.

In Kuba sagt man zu Zigarren Tabacos, wir in Spanien sagen Puros. Verstanden wird alles, denn die Kubaner leiten es von Puros Tabacos ab, und Puro ist die Kubanische Zigarre ohne Zweifel. 

Mittags sind wir wieder im Nacional. Es geht gleich los in 2 alten Ami Schlitten.

Wir fahren alle zusammen zwei Stunden durch La Habana, tolles Gefühl, das allerdings nach einigen hundert Metern davon getrübt wird, dass einer der omnipräsenten Polizisten der Meinung ist unser Fahrer hätte eine rote Ampel überfahren, was absolut nicht stimmt.

Alles diskutieren hilft nichts, 30 $ und 15 Punkte gibt es. Als ich mich einmischen will, werde ich ignoriert, wie Luft behandelt. Es ist reine Willkür durch Macht.

 

Aber wir lassen uns dadurch nicht aus der guten Laune bringen. Am Platz der Revolution halten wir an und machen die obligatorischen Fotos, sinnigerweise vom Innenministerium, das sich hinter der Che Fassade verbirgt.

Weiter geht es am Friedhof Colon vorbei, dann hinunter an einen wunderschönen Fluss der mit Trauerweiden übersät ist.

Wir dürfen aber nur den Fluss fotografieren, hinter uns ist eine Polizei/Militär Einrichtung.

Durch Miramar und Vedado fahren wir nach Centro Habana.

Am Parque Central steigen wir aus. Wir zahlen 15 $ pro Auto pro Stunde. 

Im Hotel Telegrafo setzten wir uns dann zwei Stunden hin und rauchen Feines zu Bier und Snacks. Bisher haben wir fast nur die Zigarren von Hannes und Urs geraucht. Besonders die von Juan Concepcion Luna gerollten Zigarren sind eine Wucht. Aber auch die andere Roller Legende Yolanda werden wir noch kennen lernen. 

Durch die Fussgängerzone gehen wir die Calle Obispo nach Habana Vieja hinunter, vorbei an der Floridita Bar und einer alten Apotheke die für Urs ideal als Dependance einer Casa Portmann inkl. Smokers Lounge in Havanna sich eignen würde. Ich reiche sofort meine Bewerbung als Kistenschlepper ein. 

Im Hotel Florida halten wir an, und geniessen den schönen Patio zu Cafe con Leche und Tabacos. Es ist eine schöne, faule, träumerische Nachmittags Atmosphäre. 

Am Ende der Calle Obispo, gehen wir links am Palacio de los Capitanes Generales vorbei, über die Chaussee aus Holzbriketts – die gelegt wurden, damit der Gouverneur sich nicht über den Lärm der Pferdekarossen zu ärgern brauchte.

Wir sind dann in der O’Reilly und Urs freut sich das alte Haus von Cubatabaco zu sehen das gerade zum Museo del Tabaco renoviert wird. 

An der Festung Castillo de la Real Fuerza nehmen wir uns dann ein Taxi zurück in die Terrasse des Nacional, unserer Wahlheimat. 

Wir sitzen alle sechs gemütlich beisammen und bestellen wieder acht Guarapos mit Rum beim freundlichen Herrn Soto an der Garten Bar. Das ist frisch gepresster Zuckerrohrsaft. Himmlisch. Ich hole unsere frischen Zigarren von heute Mittag dazu, das Leben kann nicht besser sein.

    

  

You only live once, but if you do it well, once is enough.  

Dafür dass wir nur 4 Std. geschlafen haben halten wir uns tapfer, aber wir sind ja nicht zum Spaß da. 

Duschen, umziehen und um 20 Uhr Abfahrt zum Paladar „Dona Carmela“. Unter dem Hafentunnel durch, an der schön beleuchteten spanischen Botschaft Richtung Cojimar aber nach dem Tunnel zur Festung El Morro abfahren. Private Villa. Schöner Garten, gute Stimmung, aber wir warten fast 2 Stunden auf unseren Tisch, immer wieder vertröstet : nur noch ein paar Minuten.

Als wir gehen wollen wird unser Tisch frei. Wir essen gut und reichlich, Languste und geräucherte Schweinelende. Zahlen jeder 15 $ inklusive einer Flasche Chardonnay. 

Gegen 23 Uhr sind wir wieder auf der Terrasse des Nacional zu Espresso und Añejo. Ich rauche eine Laguito Nr. 1 von Hannes die mich begeistert. Frisch gerollt, fabelhaft. Morgen wollen wir sie bei Yolanda im Melia Habana holen. 

24.02.2005 

Thomas weckt mich um 08h, allerdings mit schlechten Nachrichten. Er hat sich den Magen verdorben und fällt heute aus. Anscheinend die Snacks im Telegrafo gestern Mittag, Gambas mit Mayonnaise. Ich gebe Ihm Immodium. 

Frühstück ist jetzt in der Business Lounge im 6- Stock. Viel gemütlicher, angenehmer und ruhiger, außerdem schöner Meeres- und Stadtblick. 

Um 10h treffe ich in der Lobby  noch einen Mitraucher vom Zigarren Zirkel. Er hatte darum gebeten mitzukommen. Wir fahren zu La Corona. Sofort werden wir von Carlos begrüßt, Barbara ist auch da mit französischen Freunden. Zusammen mit Carlos gehen wir dann durch die Fabrik.

Da vom Management begleitet, dürfen wir fotografieren. 

Wir besuchen Alles. Von der Entrippung über die Farbauswahl zur Fertigung hin zur Kistenfertigung und Zugtestmaschinen. Selbst der Escaparate, das Allerheiligste steht uns offen. Andre hat bereits 10 Fabriken besucht, meint aber noch nie soviel gesehen zu haben wie heute.

 

Alles wird uns erklärt. Es ist die modernste und grösste Zigarrenfabrik Kubas.  340 Roller arbeiten momentan, bei voller Leistung werden es 546 sein. 60 der Roller gehören zur 9-ten Kategorie und rollen primär Partagas Serie P Nr 2 und Cohiba Formate. Es ist das Mutterhaus von San Cristobal de la Habana. 

Die Produktion : 1 Mio. Zigarren pro Monat, ca. 12 bis 15 Mio. pro Jahr. 

Zum Schluss sitzen wir noch gemütlich in Carlos’ Büro, wir bedanken uns und ich bekomme die Zusage dass ich am nächsten Tag Thomas zu Besuch mitbringen kann. Das soll er nicht verpassen. 

Es geht gleich weiter, Urs & Hannes warten bereits bei H. Upmann Fabrik auf uns.

Wir fahren hin, treffen sie dann um 12h30 und schauen uns die Galera dort an. Wir lernen die Chef Rollerin Maritza Acuna kennen, die 68 Roller der 9-ten Kategorie leitet. 

Ich verabschiede mich dann vom Mitraucher. Er ist begeistert. Vor 2 Jahren hatte er von Habanos SA die Zusage, H.Upmann mit seinen Zigarrenfreunden besuchen zu dürfen. Alles war Monate im Voraus schriftlich fixiert worden. Als sie dann vor der Fabrik standen wurde der Besuch kurzerhand abgesagt. Und heute besucht er an einem halben Tag zwei Fabriken ohne Probleme. 

Wir fahren dann alle zusammen mit einem der Vizedirektoren von H.Upmann und seiner Frau – sie arbeitet im Zentrallager der Habanos SA – in das Restaurant El Rancho Palco zum Mittagessen. Herrlich in einem Dschungel gelegen, offene Bauweise, Strohgedecktes Dach, guter Service. Das Essen etwas langweilig.

Dafür die Gespräche umso lebendiger. 

Von 15 bis 17h30 sitzen wir dann gemütlich in der Casa im Melia Habana Hotel.

Diese Casa ist ausschliesslich Don Alejandro Robaina gewidmet, er hat sie eröffnet und sie trägt seinen Stempel. Betreut werden wir hier perfekt vom Manager Andres und Manuel.

Hannes hat hier sein privates Humidor Schrank Fach. 

Wir geniessen den exzellenten Service von Antonio in einer perfekten Zigarren Atmosphäre.

Yolanda rollt mit die besten Zigarren in La Habana, teilweise mit Deckblättern von Robaina.

Im Schrank schauen uns ölige, fette, samtige, dunkle, perfekte Zigarren an. Ein Traum.

Wir lassen sie nicht liegen. Zu Cafe con Leche und Anejo rauchen wir uns durch. 

Um 18h sind wir wieder im Nacional. Thomas ist wieder einigermaßen auf den Beinen, ich freue mich.

Duschen, umziehen, um 19h30 ist Abfahrt zum Abendessen von 5-th Avenue im Rest. 12 Apostel der Festung El Morro. Das Restaurant ist benannt nach der Geschützbatterie die den Hafen verteidigt hat. Es sind 12 große Geschütze die drohend auf die Einfahrt zielen. 

Wir werden mit Musik empfangen, es ist einfach eine schöne Atmosphäre. In der Festung fand letztes Jahr die Eröffnungs-Gala des Festivals statt und ich bedaure nicht dabei gewesen zu sein. 

An unserem Tisch sind einige der La Corona Manager. Auch dabei ist Don Ovidio, 72 Jahre alt, der heute noch auf die Ausbildung von Rollern achtet und aktiv in La Corona arbeitet.

Wir unterhalten uns lange, jedenfalls so lange bis die phantastische Band zu uns kommt und einige Stücke spielt. Keinen hält es auf den Stühlen, alle tanzen, Don Ovidio kann es auch nicht lassen. Was ihn jung hält ? Viel Arbeit, Weisser Rum, Viele Zigarren und ………….

Auch Don Armando, 60, der Direktor von La Corona kommt vorbei. Er wird wohl Chef der neuen „Spezialitäten Fabrik“ werden. 

Verschont bleiben wir –  Gott sei Dank – von einer ungezogenen jungen Russischen Göre, die uns schon in der Casa im Melia Habana unangenehm aufgefallen ist als sie im Skateboard dort ihre Runden drehen wollte und das Personal ihr das untersagen musste. Laut, frech, sich überall einmischend und ziemlich hohl werden wir ihre effektheischenden „Shows“ noch öfters erleben und ertragen müssen.

Aber in Gottes Zoo muss es alles geben. 

Um Mitternacht sind wir wieder auf der Terrasse des Nacional und beenden den Tag wie immer mit guten Tabacos und Añejo. Gerhard Heimsath gesellt sich zu uns und es wird eine interessante Unterhaltung über den Habanos Sommelier Wettbewerb und den Verlauf des Festivals. 

Ich habe eine Message : Zwei Bungalows auf Cayo Levisa sind frei und wir können sie buchen. Ein Grund mehr zum feiern.

Wir sind ja nicht zum Spaß da. 

25.02.2005 

Same Procedure as every Day. Um 08h weckt mich Thomas, Frühstück mit den anderen und Festlegung des Tagesprogramms. 

Um 10h fahre ich mit Thomas zu La Corona. Bereits da wird er schon aus anderen Autos an den Ampeln auf seinen Schnurrbart angesprochen.

Wir treffen Don Ovidio im Vorzimmer des Direktors und trinken einen Kaffee. Er ist fit wie ein Turnschuh und bietet sich an uns beiden eine private Führung durch La Corona zu geben. 

Mit Ihm besichtigen wir erneut alle Abteilungen der Fabrik, Thomas bekommt alles in Ruhe zu sehen.

Obwohl – hier ist er der Hahn im Korb, denn die Roller, Männer wie Frauen,  rollen ihre Köpfe und stossen sich gegenseitig an und deuten auf ihn : Has visto al Gordito con el Bigote ? Hast Du den Dickerchen mit dem Schnurrbart gesehen ?

Ich könnte ihn verkaufen oder zumindest gut gegen Zigarren eintauschen. El Bigotes, der Schnorres. Wir haben sofort Kontakt und Spass.

Fast sind wir die Attraktion hier. 

Im Direktionsbüro trinken wir dann den besten Kaffee bisher und ich mache ein Foto von Thomas und Don Armando, die in etwa den gleichen Bauchumfang haben. Liebe auf den ersten Blick.

Wir verabschieden uns von Don Ovidio und Don Armando und fahren weiter zu H. Upmann.

Auch hier werden wir beide, obwohl wir alleine sind, sofort empfangen und durch die Fabrik geführt. Wir sehen die Tabak Ausgabe, die Entrippung, die alten Holzpressen, benutzt werden hier Plastik Pressen.

Wir können sehen wie die Produktion der Partagas P2 anläuft.

Die Vorleserin liest und hier genießen wir wieder, dass Thomas die Attraktion darstellt.

Der junge Roller den ich gestern fotografierte weil er Geburtstag hatte, fehlt heute. Katerpflege. Die anderen erkennen mich von gestern. Sie möchten gerne ihre Fotos haben, ich verspreche diese an die Personal-Abteilung zu senden.

 

Beim Rundgang treffen wir auch die Besuchergruppen der Festival Teilnehmer die ein festes Programm haben. Wir geniessen unsere Freiheit. 

Um 14h30 sind wir fertig. Wir fahren in die Casa des Melia Habana Hotels. Antonio freut sich uns zu sehen. Cafe con Leche, Añejo. Unsere Feuerzeuge werden hier wieder aufgefüllt.

Wir holen uns leckere Tabacos. Heute mal Sublimes.

Ich lerne eine Chinesen kennen der auf Kuba lebt und in Beijing eine Casa hat. Wieder ein guter Kontakt und ich freue mich wieder auf den nächsten PEK Flug. 

Ich habe mich hier mit Abel verabredet, wir besprechen noch die Details der Cayo Levisa Buchung. Laut Abel von Havanatur soll es eine Insel mit einem „jungfräulichem Strand hoch drei“ sein. Entdeckt habe ich sie durch Zufall in einem der Reiseführer.

Sie hat nur 30 Bungalows und 4 Km Strand. Sonst nichts, nur Ruhe.

Wir brauchen es, wir sind nicht nur auf dem Zahnfleisch, dieses ist fast nicht mehr vorhanden. Aber : Wir sind ja nicht zum Spaß da.

Ich arrangiere für Montag den 28.02. ein Taxi bei Robaina der uns die 2 Std. zum Bootsteg fahren soll. Es ist alles nicht leicht, es erfordert viel Geduld. 

Zurück ins Nacional. Um 18h ruft Inge an. Wir reden, aber ich kann Ihr keine Eindrücke weitergeben weil ich sie selbst noch nicht verarbeitet, nur abgelegt habe. 

Um 19h sind wir wieder auf der Terrasse. Urs und Horst fahren zum Abschluss Dinner und Versteigerung. Urs hat eine starke Erkältung, Hannes ebenso. Da ich immer zwischen den beiden und Kubanern sitze um zu übersetzen ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis auch ich die Havanna Grippe bekomme. Aber hier bewundere ich Urs Durchhaltewillen, eigentlich seinen Dickkopf, und seine Disziplin. An Horst bewundere ich den Smoking und seine immer gute Laune. 

Wir, Norbert, Thomas und ich, sitzen locker angezogen wieder mal auf der Terrasse. Zwar habe ich für 20h einen Tisch im Rancho Palco reserviert, aber es wird 21 bis wir dort ankommen. Es regnet in Strömen. Das macht die Dschungelatmosphäre noch perfekter.

Ich zeige Thomas das Restaurant. Die Nicht-Raucherabteilung ist ein gläserner Käfig mit Air Condition. Schön zu sehen dass mal die anderen, die “Gesunden” leiden. 

Norbert hat Gäste mitgebracht, Inalvis und Omar, beide von La Corona. Hannes ist Taufpate – Padrino – von Omars Sohn Kevin, und somit sein Compadre. Er, Hannes, unterstützt auch sein Patenkind finanziell für dessen Zukunft.

Omar ist Roller der 9-ten Kategorie und liebt seine Arbeit und die Zigarren. Allerdings liebt er das Leben mehr, und wegen „lockeren Lebenstils“ ist er in die 8-te Kategorie degradiert worden. Inalvis arbeitet in der Lohnbuchhaltung der Fabrik. 

Wir essen gut, das Essen reißt einen aber generell nicht vom Stuhl. Und das sind die besten Restaurants der Stadt. Ob staatlich oder privat, es wird lieblos gekocht, lieblos serviert und es schmeckt alles einheitlich. Ich hatte eine scharfe, pikante Karibische Küche erwartet. Es ist alles fad, verlangt man picante bekommt man die Flasche Tabasco hingestellt oder Chiles Habaneros aus Mexiko. Keine Sauce verfeinert. Die Languste gibt es in 2 Variationen. Es ist Schade, langweilig.

Aber wir trinken einen anständigen spanischen Rotwein und am Ende gibt es Cafe, Añejo und eine fantastische Diadema frisch von heute aus La Corona. Directors Reserve. 

Wir, ich, sind kaputt, kaputt, kaputt. Aber als wir gegen 01h wieder ins Nacional kommen, gehen wir nicht ins Bett, sondern auf die Terrasse. Schlafen können wir daheim. Wir sind ja nicht zum Spaß da.

Also sitzen wir bis 04h bei Cafe, Añejo , Bucanero Bier und allem Möglichen zusammen und begrüßen Urs und Horst bei ihrer Rückkehr von der Gala.

Horst erzählt von der Auktion, der Cohiba Humidor ist für 260.000 EUR an einem anonymen Bieter gegangen, alle wissen dass es sich nur um Altadis handeln kann.

Im Auktionskatalog schauen wir uns die Pretiosen an. Es sind extravagante Humidore mit exklusiver Füllung, vom Maximo Lider persönlich unterschrieben. 

Jeder der Gala Teilnehmer hat ein schönes Lackkistchen mit 3 Partagas P2 erhalten. 

Ich rauche eine mir von Urs als „Beste Zigarre der Welt“ angebotene Zigarre. Später erfahre ich dass es sich dabei um eine Sonderfertigung zu seinem Jubiläum handelt. Tatsächlich eine ausgezeichnete Zigarre. 

Es ist ein großer, lustiger Tisch auf der Terrasse. Fotos, Lachen, Spaß. Andere Tische rücken zu uns. Amerikaner aus San Diego, illegal über Costa Rica da, gute Gespräche, Don Walter kommt rüber, wir vergleichen Notizen.

Thomas lacht und bewegt beide kleine Finger zum Takt der Musik, Ausdruck höchster Genussstufe. 

Tabacos, Mojitos & buenos Amigos. La Vida es buena. 

26.02.2005 

Heute ist unser erster « freier » Tag. Wir frühstücken alle zusammen und Abel von Havanatur gesellt sich zu uns. Er bringt uns die Voucher für unsere Bungalows auf Cayo Levisa. 

Allerdings ist selbst ihm, als Vertreter von Havanatur, nicht gestattet uns in den Hotelräumen zu treffen. Ich muss am Vorabend eine schriftliche Einladung verfassen so dass er mit uns frühstücken darf. 

Leider finden wir heraus dass Abel uns wohlmeinend 4 Bungalows reserviert hat, denn da wir alle immer zusammen sind, geht er auch auf der Insel davon aus. Der Irrtum wird geklärt, aber wir müssen ins Habana Libre zu Havanatur und uns dort neue Voucher  für nur 2 Bungalows ausstellen lassen. Transport von Robaina zum Bootssteg hat er auch organisiert.  Danach fährt er uns zum Capitolio und dort, als Touristen verkleidet, beginnen wir unseren Tag. 

Wir schauen uns die alte Partagas Fabrik an. Wir gehen auch ca. 2 Minuten hinein. Schnell sind wir aus dieser Touristenhölle wieder raus. Mag sein dass es interessant ist sie zu besuchen, aber diese Menschenmassen sind wir nicht gewohnt. 

Wir sind zwar nicht zum Spaß da, aber Schmerzensgeld zahlt uns keiner. 

Das wird uns den Tag über begleiten. Anscheinend haben all die All-Inclusive Touristen in Varadero heute beschlossen Habana zu besuchen. Und so ist die Stadt voll mit lauter lauten Menschen mit farbigen Plastik Handschellen. 

Wir besuchen das Capitolio. Hier soll man besonders günstig ins Internet kommen können. Also den Laden aufgesucht und die Mails lesen wollen. Im Hotel kosten 15 Minuten 3,50 $, hier die Hälfte. Wenn man dran kommt, denn obwohl on-line will man von mir erst Vorkasse, einen „Credit“. No problem, zum Eingang zurück und einen „Credit“ kaufen wollen. Big Problem, denn man hat heute keine Leitung zum „Credit“-Office.

Alles ist umständlich und nichts ist deutlich, geschweige denn leicht.

Wir laufen weiter. Im Hotel Telegrafo ist wieder eine Internet Möglichkeit. Hier kann ich auch einen „Credit“ kaufen, aber : Heute gibt es keine Internet Leitung. 

Sozialistischer Catch 22. Keine Leitung haben wir heute, keinen Credit haben wir morgen und keine Lust haben wir jeden Tag. 

Den Frust wollen wir im Floridita mit einem Daiquiri mindern. Wir ergattern einen Tisch an der Wand und befeuern unsere Zigarren. Es ist gerammelt voll, Lärm, die Metallstühle kreischen auf dem Steinboden. Aber an den Nebentisch zwängen sich noch etwa 20 griechische Hausfrauen im besten Schnatteralter und ihr Entengeschnatter übertönt alles. Nun ja, alles bis auf die Musik. Als die Band herausfindet dass es Töchter Hellas sind, wird „ Rosen aus Athen“ gespielt und aus 21 Kehlen wird gesungen. 20 auf griechisch und eine Stimme auf schwäbisch.

Thomas singt mit und wird mit griechischem Lächeln und Dank bedacht.

Hier hätte ich ihn gerne verkauft, aber niemand bietet mir Zigarren für ihn an.

Wer hier seinen Daiquiri ohne Hörsturz überlebt, sollte dankbar sein. 

Wir ziehen weiter, die Calle Obispo hinunter, treffen Bekannte. Es ist zu voll. Wir weichen auf die Seitenstrassen aus. So fragen wir uns zur Bodeguita del Medio durch. 

Hier stapeln sich die Touristen bereits an der Tür. Unmöglich, hier ein Mojito zu trinken.

Wir wollen schon weiter ziehen, aber ich rede mit dem Türsteher. Er empfiehlt mir in die Bar im ersten Stock zu gehen.

Wir zwängen uns an allen vorbei und : keine Fata Morgana, wir haben eine ganze Theke und einen freundlichen Barkeeper ganz für uns allein.

Es ist eine Oase des Friedens.

Wir rauchen in Ruhe unsere Zigarren, trinken einige Mojitos, machen Fotos, reden, alles in perfekter Ruhe. Um uns herum zwängen sich draußen die Touristen durch enge Korridore. Wir sind im Auge des Hurrikans. Perfect Bliss. Ich merke wie die Anspannung der Reflektion weicht. 

Ich bin in diesen Tagen hier in meine Kultur und meine Sprache eingetaucht und merke, wie sie in mir zum Vorschein kommt. Wie ich wieder mit meiner Sprache spielen kann, wie ich den Kubanischen Mutterwitz verstehen und entgegnen kann und wie ich selbst die Kubaner zum lachen bringe. Als Spanier habe ich hier einen großen Vorteil – und es ist nicht nur die Sprache …. ! 

Wir genießen beide den Moment. Jetzt sind wir zum Spaß da. 

Nach einem Zug durch die Altstadt kehren wir kurz bei Reynaldo im Hostal del Habano ein. Morgen wollen wir bei Ihm unsere Bestellungen abholen.

 

Dann fahren wir wieder in die Casa im Melia Habana. Wir sollen Hannes Humidor Fach leeren und ihm bringen. Urs & Hannes sind von der Grippe KO geschlagen und liegen flach. 

Wir trinken unseren Nachmittags Kaffee zu Añejo und guten Zigarren mit Norbert. 

Wie immer lernen wir auch hier neue Leute kennen. Ein perfekter Gentleman stellt sich als Don Orlando Quiroga vor, Habano Mann des Jahres 2004, Verfasser von drei Büchern über den Mythos und die Geschichte der Zigarren. Zwei hat er in Spanien veröffentlicht, das letzte „ Passion Habanos“ gerade in Italien. 

Wir unterhalten uns lange, er schenkt uns Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben.

Erzählt vom Geist von Partagas, der in der Fabrik noch gesichtet wird nachdem der Gründer 1868 eines gewalttätigen Todes starb.

Oder, wie er mit 18, als Journalismusstudent erfuhr, dass sich Al Capone im Hotel Nacional befand. Er rannte hin, betrat die Garten Terrasse und ging auf Al Capone zu. Dieser sah ihn kommen und seine Augen brannten auf ihn. Er hielt wie gelähmt an. Später erfuhr er dass er viel Glück gehabt hatte, denn die Leibwächter Al Capones waren bereits auf dem Sprung. 

Als er von meiner Flying Cigar Homepage erfährt freut er sich, möchte Mitglied in meinem „Club“ werden, und schenkt uns einige Zitate von Jose Marti. 

El Tabaco es un Opalo alado ( Die Zigarre ist ein befügelter Opal )

El Fumador es un Arquitecto del Aire ( Der Raucher ist ein Architekt der Luft ) 

Es kommt Rafael Bernardo und eine Gruppe sympathischer Zigarrenraucher aus Spanien und Russland herein.

Begrüßung, sie feiern einen kleinen Cocktailempfang mit Zigarren und wir sind selbstverständlich Ihre Gäste.

Rafael und ich unterhalten uns länger. Das Festival hat ihn diesmal nicht begeistern können, besonders nicht die Galaveranstaltungen. 

Wir stellen fest, dass wir einen gemeinsamen Lieblingsort in Madrid haben : Mein Stammlokal, die Casa Perico, ist Rafael als Journalist gut bekannt und auch er geht dort gerne essen, denn es ist ein Stammlokal von Journalisten aus den nahen Redaktionen und Sendern.

Wir verabreden uns, in Madrid zum essen und rauchen. 

Bei Yolanda bestellen wir schöne, samtige, ölige, dunkle Diademas. Abholung in 6 Tagen.

Gut dass wir es tun, denn auch Yolanda wird der Havanna Grippe erliegen, wir werden sie nicht mehr sehen. 

Wir holen noch Medizin für Urs und fahren zurück ins Nacional. Um 20h treffen wir uns alle wieder und fahren zu einem privaten Abendessen von Kubanischen Freunden aus der Zigarrenwelt. 

Wieder sind Urs und Hannes trotz schwerer Grippe und Fieber mit dabei, so groß ist ihre Loyalität den Freunden gegenüber, die wegen ihnen auch gekommen sind. 

Wir trinken Bucanero Bier und rauchen frische Zigarren. Im rückwärtigen Teil der Wohnung ist ein kleiner Garten und dieser macht diese trostlose Plattenbausiedlung sowjetischer Prägung erträglicher. 

Es ist ein schönes gemütliches Essen, Thomas und ich sind ebenfalls bereits Teil des Freundeskreises. Ich übersetze heikle und komplizierte Themen für Urs und Hannes bis Urs vor lauter Erschöpfung auf seinem Schaukelstuhl einschläft. Er schläft friedlich im Garten während wir zu Abend essen. Es gibt Fisch, Languste, Reis mit Bohnen, leckere Vorspeisen,  ein simples aber leckeres Abendessen und jeder greift zu, jeder genießt es. 

Dann hocken wir alle bei Cafe und  Añejo zusammen und rauchen weiter die frischen, leckeren Zigarren. Bis Mitternacht wird geredet, erzählt, erklärt, bekommen wir Details des Alltags zu hören und tauchen in die Problematik Kubas ein. 

Um 01h sind wir wieder im Nacional, und obwohl körperlich und geistig erschöpft, mental am Ende, eine Grippe im Anmarsch spürend, kommen wir nicht umhin noch auf die Terrasse zu gehen und dort weiter zu reden. 

Um 03h falle ich dann bewusstlos ins Bett. 

27.02.2005

Um 08h ist wieder die Welt zu Ende. Frühstück. Morgen werden wir ohne Hannes und Urs die Fahrt zu Don Alejandro Robaina antreten müssen. Beide sind endgültig außer Gefecht. Hannes hat sich gestern Abend zuviel zugemutet und zahlt heute dafür. 

Zusammen mit Norbert treffen Thomas und ich Inalvis und Marlene an der alten La Corona Fabrik. Wir schlendern durch die Altstadt, gehen in Läden, die zwei Frauen lachen laut über die in Dollar ausgezeichneten Preise. Für sie illusorisch. 

Thomas und ich holen Vorräte für die Insel. Drei Flaschen Anejo und einiges an Rauchwaren.

Etwas über eine Stunde sitzen wir gemütlich mit Reynaldo alleine im Hostal del Habano.

Draußen geht ein Karnevals Umzug vorbei. 

Ich nehme unsere Einkäufe mit und verabschiede mich ins Nacional. Thomas bleibt in der Altstadt und schraubt sein  „Voyeur Objektiv“ auf die Kamera. Bin gespannt auf seine Ausbeute. 

Ich bereite alles für den nächsten Tag vor. Die Koffer lassen wir im Nacional, eine Tasche und ein Rucksack sollten reichen. 

Ich habe 2 Stunden frei, alleine frei. Also setze ich mich gemütlich in die Gartenterrasse des Nacional und schreibe mein Tagebuch, meine Notizen, esse ein Sandwich, trinke Kaffee, rauche eine Zigarre und höre der schönen live Musik zu. Entspannung. Bin am Limit aber es ist eine phantastische Reise die ich nicht missen möchte. 

Thomas, Norbert, Horst und die Mädels sind da. Wir laufen alle zusammen noch um das Nacional herum. Es ist Karnevalszeit, und am Malecon sind die Paraden, es stehen auch kleine Buden da um sein Bier oder seine Snacks zu holen, es herrscht eine gute Atmosphäre. Thomas schießt seine Fotos und ist glücklich. 

Um 19h treffen wir uns alle wieder auf der Terrasse. Wir verabschieden uns von Urs und Hannes und bedanken uns für die schöne Zeit in Havanna. 

Gegen 21h treffen wir dann alle zusammen im Restaurant El Rancho Palco ein. Horst hat Schweizer Gäste, Yainara ist auch mit dabei. Sie erzählt wie man sie heute abend aus dem Nacional werfen wollte obwohl sie sagte dass sie eine Verabredung mit uns hatte. Man gab ihr 20 Minuten Zeit. Kurz vor ihrem Rauswurf rettete sie Hannes’ Erscheinen. Sie ist 25 und Lehrerin und darf, selbst wenn sie Valuta hätte, wie alle Kubaner Touristenhotels nicht alleine betreten. Im Hintergrund spielt die Band das Lied vom Comandante Che. 

Wir essen wieder gemütlich, die Languste ist OK, aber das beste sind die Flaschen Tinto Pesquera und der Spaß den wir haben. 

Gegen Mitternacht sind wir wieder im Nacional, aber heute gehen wir alle gleich aufs Zimmer. Um 06h ist morgen die Welt zu Ende und Vega Robaina wartet auf uns.

Wir sind ja nicht zum Spass da. 

28.02.2005 

Aufstehen kostet mittlerweile Energie, besonders wenn die „Havanna Grippe“ von einen Besitz ergriffen hat. Aber, na ja, Spaß macht es immer noch, das ist die Hauptsache. Glas Chemie Saft, Tasse Kaffee, die Koffer in Verwahrung geben, sich mit den idiotischen Kassiererinnen ein kleines Gefecht liefern, und schon ist es 07h15, wir tanken den Jeep voll und fahren im  Kubanischen Morgengrauen weiter gen Westen. 

Zum Frühstück wollen wir im Valle de Viñales sein. 

Vorbei an grauenvoll verkommenen, verrotteten Plattenbauten kommen wir auf die „Autobahn“. Die schmutzwolken speiende Ladas erinnern mich an Kasachstan oder Turkmenistan, die üppige Vegetation an Afrika. 

In Havanna gibt es noch ein einigermaßen funktionierendes Verkehrssystem, es gibt die „Camellos“, von LKW-Zugmaschinen gezogenen, hoffnungslos überfüllten Busse, alte ausrangierte Busse aus allen Herren Länder ( Schulbusse aus Kanada, normale Busse aus Spanien und Italien ).

Auf dem Land gibt es gar nichts.

Alle paar hundert Meter, unter jeder Brücke, an jeder Ortschaft sehen wir Menschen stehen auf eine Mitfahrgelegenheit wartend, und resignierend hoffend.

Manche winken mit einem Geldschein. Andere scheinen sich auf den staatlichen „Mitfahr-Koordinator“ zu verlassen, der bei allen Gruppen an gekennzeichneten „Botellas“ steht, in gelb gekleidet und mit einem Clipboard unterm Arm ganz offiziell aussieht.

Dieser hält alle nicht-privaten Autos, LKW’s usw. an und verlangt die Mitnahme von Personen. So sehen wir Menschen auf den Ladeflächen von LKW’s, überfüllte Busse und alle Arten von Transport von Menschen. Selbst Traktoren sehen wir oft auf deren Holzanhänger die Menschen stehen.

Es kommt uns sogar auf der „Autobahn“ eine Pferdekutsche auf der linken Spur entgegen. Der Verkehr ist so minimal dass man auch so etwas überleben kann. 

Gegen 09h30 sind wir am Hotel Los Jazmines und schauen auf das Viñales Tal und die berühmten Mogotes hinunter. Ein wirklich sehr schönes Hotel. Stelle mir vor, hier mal ein paar Tage zu verbringen. Bis wir dann frühstücken. Es vergeht einem der Appetit vor solch grässlichem, minimalen Angebot. Schauderhaft. Kann es schlimmer kommen ? Ja. 

Mein Husten ist schlimmer geworden, ich habe Glück und finde eine Apotheke mit etwas an Hustensaft. Auf der Insel werde ich wohl nichts dergleichen finden, denke ich mir. So hole ich mir Hustensaft und Tabletten. 

Als ich den Beipackzettel des Hustensaftes lese finde ich : jede Menge Clenbuterol. Der DDR Sport lässt grüssen, aber wenn es hilft …………..

Wir vermissen unseren guten Rheinhessenraucher-Apotheker. 

Vor dem sich abzeichnenden Regen, schaffen wir es noch ins Tal und haben uns die Wandmalerei von außerhalb angeschaut. Zwei Schwaben im Jeep weigern sich die zwei Dollar Parkgebühren zu zahlen. Gut gespart, denn es beginnt auch gleich in Strömen zu gießen. 

Wir fahren dann noch etwa 1 Stunde, durch Pinar del Rio, und finden die Vega Robaina auf Anhieb. Kompliment an Norbert.

Aussteigen, auf die Veranda, und da begrüsst uns auch schon Don Alejandro. Norbert und Horst bekommen eine Umarmung, sie waren ja auch erst letzte Woche da. Carlos Robaina, der Sohn und Hirochi, der Enkel, begleiten uns die ganze Zeit. 

Hektisch werden die Zigarren gesucht die man für uns bei Seite gelegt hatte, sie sollten eigentlich auf dem Bett liegen, aber dort sind sie nicht. 

Don Alejandro steht auf und kommt mit Zigarren wieder.

Thomas bekommt gleich als Erster welche persönlich angeboten, wir alle haben dann auch zu rauchen und begeben uns in das neue Gästehaus. Hier gibt es dann freizügig ,Añejo die Köchin wird angerufen und wir essen bald den besten Schweinebraten Kubas. Es ist bisher das Beste was wir auf der Insel gegessen haben. Einfachen Schweinebraten mit Zwiebeln und ein Tomatensalat dazu. Köstlich.

 

 

 

 

Dazu reden wir über Gott und die Welt. Autos, Ernte, Motorräder, Zigarren, Reisen. Ein Foto zeigt Don Alejandro mit dem Bundeskanzler vor kurzem in Berlin, Hannes hat es ihm gebracht. Ein anderes mit der Enkelin Winston Churchills. Letzteres bekommt deutlich mehr Beachtung gezeigt. 

Wir haben jeder ein Exemplar seiner Autobiographie mitgebracht, und er ist so freundlich es jedem von uns zu widmen und zu unterschreiben. Dazu erzählt er  uns aus seinem Leben.

Am 20.03. wird er 86 Jahre alt. Er möchte gerne 120 Jahre alt werden. Zwei Schwestern hat er, 96 und 91 Jahre alt, eine ist aber leider vor kurzem verstorben. 

1950 gründete er eine eigene Schule um den Kindern auf dem Lande die nötigen Grundlagen zu geben.

Letzte Woche hatte er 60 Diplomaten / Botschafter auf seiner Vega zu Besuch.

Die Ernte ist exzellent, sehr gut gelungen. Wir werden sie nachher sehen können.

Auf der Vega arbeiten 27 bis 29 Menschen.

Die Vega hat 16 Hektar Land, es sind 6 Erben, 5 andere züchten in der Sonne, er immer schon, seit 55 –60 Jahren Deckblätter unter Tapados.

Die wirtschaftliche Lage auf dem Land ist schlecht.

Carlos erzählt, dass er einmal im Jahr nach Spanien reist, in Irun und Pamplona die Cavas besucht, die Cava in Pamplona, Inhaber Ricardo Aramburu, trägt seinen Namen. 

Zusammen mit Carlos besuchen wir die Casas de Tabaco. In der rechten Casa werden die noch grünen Deckblätter natürlich getrocknet. Dieser Prozess dauert 50 Tage und ist die erste Gärung ( Fermentation ). Bei künstlicher Trocknung verkürzt sich die Dauer auf 22 Tage. 

Dann besuchen wir die linke Casa, wo die Deckblätter bereits eine schöne braune Farbe haben und im Rotationsverfahren weiter fermentieren. Die Qualität der Blätter ist fühlbar, samtig, wie eine Haut. Thomas bekommt von Carlos ein Deckblatt zusammengerollt und mitgegeben. 

Von Carlos erfahren wir noch, dass die Deckblätter nach 46 Kriterien ausgesucht werden ( Textur, Struktur, Farbe, Größe, Qualität ) und dass es vom pflanzen der Samen bis zum anrauchen 136 manueller Schritte bedarf. 

Langsam müssen Thomas und ich weiter. Es gießt in Strömen und ich möchte das Boot nach Cayo Levisa nicht verpassen, es soll nur 2 Mal täglich übersetzen. Die Fahrt zum Bootssteg ist mit  2 Std. angesetzt. Ich möchte ein kleines Zeitpuffer haben. 

Glücklicherweise hat man uns gleich bei der Ankunft bei Robaina informiert, dass bereits am Vortag um 15 Uhr ein Taxi nach uns gefragt hätte. Wieder Mal etwas chaotische Organisation, denn bestellt war es für heute. Ein neues Taxi kommt, es ist der von gestern. Wir laden um und verabschieden uns von unseren Freunden und von der Robaina Familie. 

Fast genau auf die Minute seit unserer Landung, ist eine sehr interessante und aufregende Zigarren Woche vergangen. 

Wir fahren jetzt erneut durch Pinar del Rio Richtung Norden nach Palma Rubia. Bei dem Regen und den Straßenverhältnissen rechnet der Taxifahrer nicht damit dass wir es pünktlich schaffen.

Ich kringele mich im Sitz und falle von einem Koma ins andere. Schlafe ein, nein, falle in tiefe schwarze Löcher, wache überrascht auf und weiss nicht mehr wo ich bin wenn ich aus dem Auto schaue. Zu Thomas sage ich noch : Schlaf ruhig, ich passe auf, und schlafe im nächsten Augenblick selbst ein. 

Der Regen lässt etwas nach und gegen 16h45 sind wir an dem Bootssteg von Palma Rubia. 

Statt 60 $ wie vereinbart will der Fahrer 80 $ haben, aber er nimmt auch 60 $ gerne. Wollte es wohl mal probieren. 

Ich checke die Abfahrt an der Bar, wir sind 1 Std. zu früh da, um 18 Uhr geht das Boot.

Living on Cuba Time. 

Wir trinken ein paar Bucaneros und vertreiben uns die Zeit.

Dann setzen wir über, trinken noch einen Cuba Libre an Bord, checken ein, nehmen die Bungalow Schlüssel in Empfang und genießen die frische Luft und den Strand vor unseren Hütten.

Ich brauche diese frische Salzluft, mein Husten wird immer schlimmer. 

An der Bar genießt Thomas dann Mojito und Zigarre. Allerdings hustet er auch schon verdächtigt vertraut.

Wir beobachten amüsiert den Barkeeper. Nicht dass er wenig Lust hätte zu arbeiten, nein, er hat gar keine. Seine Antriebslosigkeit, Desinteresse oder besser Schlafzustand, lassen zweifeln ob er noch lebt. Beim gehen möchte ihm Thomas die Schuhe besohlen.

Ich werfe ein dass er wohl von seinem letzten Job als Parkwächter wegen Unfreundlichkeit zu den Autos geflogen ist und hier eine letzte Chance bekommt.

Wir werden uns die 4 Tage mit den Kellnern noch gut verstehen, aber die schlechten Erfahrungen bleiben gleich. Es ist einfach kein Interesse vorhanden zu arbeiten. 

Nach kurzer Zeit wissen wir woran es liegt : Wir haben zwar im Voraus bezahlt, sind aber dann tatsächlich gekommen.

Das ist unfair. Wir sollten das Geld überweisen und daheim bleiben. 

Dabei ist es ein Touristenhotel der Gruppe Horizontes und wir zahlen 60 $ pro Tag plus alle Mahlzeiten außer das Frühstück. 

Die Karte – es gibt nur eine – hat 5-6 unattraktive Standard Gerichte (Chicken, Lasagne, Omelett, Spaghetti, Fisch) und 2 mal Languste.

Wir werden alle Gerichte ausprobieren und die Erfahrung machen dass wir noch nie in so schöner Umgebung so schlecht gegessen haben werden wie hier. Das Chicken ist – in allen Variationen – eine Pampe, der Fisch trocken und gelblich, die Languste einfach trocken und geschmacklos.

Es wird lustlos und unappetitlich gekocht, lausig präsentiert, noch lustloser serviert, bereits optisch widert es an, vor dem essen ist die Lust auch schon vergangen. 

Die Tischdecke strotzt vor Dreck, ich schlage sie um. Der Zwieback wird, auch beim Frühstück, ohne Unterteller serviert.  Der Frühstückssaft ist Chemie, die Wurst gleichfalls. Der für Kaffee zuständige Kellner ist schwerhörig und schafft es jedes Mal seine eigenen Mischverhältnisse beim Cafe con Leche durchzusetzen. 

Ein Ham & Cheese Sandwich entpuppt sich als die widerlichste und undefinierbarste Pampe die wir jemals gesehen haben. Selbst Senf und Ketchup ergeben keine spürbare Geschmacksveränderung. Wir lassen die Hälfte stehen. Unwürgbar. 

Am zweiten Abend sitzen wir mal wieder an der Bar, geschützt vor dem Wind und genießen unsere Cuba Libres. Da es so schön ist und der Speisesaal voll ist, beschließen wir draußen zu essen. Entfernung zum Speisesaal sind 2 Meter.

Ich frage nach, der Capitan wird geholt. Er lehnt unser Ansinnen ab. Als ich nachfrage bekomme ich folgende Antwort : Die Vorschriften des Hotels sowie die Strukturen der Brigade erlauben es nicht.

Obwohl ich das Lachen nicht unterdrücken kann, frage ich noch mal nach und bekomme ganz im Ernst die gleiche Begründung. 

Am nächsten Morgen möchte Thomas gerne ( gegen Bezahlung ) einen Käse/Schinken/Gemüse Omelett zum Frühstück. Die Brigadistin lehnt ab, ent- oder -weder kann er haben, aber nicht alles zusammen. 

Uns leuchtet ein weshalb die meisten Leute hier nur einen Tag bleiben. 

Aber es gibt auch „freiwillige“ Masochisten : Bei einem holländischen Pärchen beobachten wir entsetzt wie er den ganzen Tag seine Original „Oude Stumpen“ aus der Heimat raucht.

Welche schlimme Erfahrungen hat er denn mit  kubanischen Zigarren gemacht ? Ausgerechnet mit dem einzigen was neben Anejo hier schmeckt und in rauhen Mengen vorhanden ist ?

Denn selbst der Inselladen hat einen begehbaren Humidor und durchaus akzeptable Zigarren für den Raucher Notfall, wie Cazadores für 106 $. Und Lebensmittel in Dosen, das muss etwas bedeuten. 

Aber es trifft ja nur die Devisen zahlenden Touristen, denn Kubaner dürfen auf keine Insel. Streng verboten. Daher arbeiten auch hier 14 Wachleute in einer Schicht, eine Woche Arbeit, eine Woche frei. Außerdem sind einige bewaffnete MinInt ( Innenministerium) Leute zu sehen. 

In Havanna hatte man uns den Grund erklärt weshalb Kubaner nicht auf Inseln dürfen : Es würden dann alle mit Treckerschläuchen kommen und Richtung Florida die 90 Meilen in See stechen. 

Was wohl keiner merken würde , denn seit dem letzten Hurrikan ist die ganze Gegend auch Handy freie Zone. Einzig ein Störsender gegen westliche Radiosender wie DW, BBC oder RNE arbeitet auf einem Berg vor sich hin. 

Für 15 $ hole ich eine Telefonkarte, dafür habe ich 4 Minuten Zeit meiner Frau die Telefonnummer des Hotels zu geben sodass sie mich anrufen kann. Das Echo in der Leitung beträgt ca. 4 Sekunden, ich warte immer geduldig auf das Ende meines Satzes bevor eine Antwort kommt. 

Thomas wartet umsonst auf den vereinbarten Anruf  seiner Frau, denn die Angestellten haben das Telefon besetzt. 

Dafür kommt aus der Leitung kein Wasser. Nicht morgens, nicht Abends, sondern nur wann es will. Wir informieren uns gegenseitig wenn das Wasser mal da ist, aber nicht immer hält sich das Wasser auch dran. Auch die Beleuchtung ist arm dran, ohne Taschenlampe hätten wir uns die Knöchel verdreht, von 10 Lampen leuchten 2. 

Am nächsten Tag wechseln wir die Bungalows, ich habe gesehen dass einige der moderneren Bungalows frei sind. Thomas hat kaputte Fenster an seinem, wir beide kein Wasserdruck. Die Fenster sind jetzt OK, der Wasserdruck ist gleich. 

Aber die Insel bietet Bacardi Feeling hoch 20. Ich werde an meine ersten Bahamas Flüge erinnert.

Ein Traum.

 

Der Insel vorgelagert sind Korallenriffe, diese beruhigen die See und bieten 24 Tauchreviere.

Biker sollte seine Freude hier haben, wenn er gastronomisch bescheiden bleibt oder seine Weisswürste mitbringt.

In der Nähe liegt auch Cayo Paradiso, wieder einer von Hemingways Lieblingsplätzen. 

Wir machen lange Spaziergänge um die Insel, bewundern die Mangroven, machen Fotos und ziehen uns warm an, denn ständig haben wir in den letzten Tagen „Kaltfronten“ die über Kuba ziehen. 

In Havanna war es sonnig und heiß bei 32 Grad. Hier haben wir die Kaltfront bei windigen 26 Grad. 

Zu Hause sind es Schneegestöber bei minus 15 Grad. Das Wetter entschädigt für die Gastronomie. 

Aber wir haben 2 Polos übereinander, sinnigerweise haben wir Pullis und Jacken in Havanna gelassen. 

Thomas kommt auf die Idee uns als „altes Ehepaar“ am Strand zu verewigen. Wir haben uns bisher wirklich wie ein altes Ehepaar verstanden und wissen jetzt dass wir zusammen reisen und uns aushalten können.

Nun ja …………  verstanden ………. Schwaben können ja bekanntlich alles außer ……….. Hochdeutsch 😉 

Nach 2 Tagen geht es mir wieder etwas besser. An der Bar sehe ich, wie einer der Kellner bei einem anderen Gast Blutdruck misst.

Es ist einer der wenigen Kellner die einen interessierten, freundlichen Eindruck machen. Ich frage ihm nach einem Fieberthermometer und erfahre dass er Arzt ist. 

Sofort untersucht er mich, hört mich ab. Alles ist soweit OK, er gibt mir Antibiotika.

Dies alles in seinem Verschlag wo er und der Masseur auch ihre Pritschen haben. Das Ganze kostet 22 $ und ich bin beruhigt. Anschließend serviert er wie immer das Abendessen.

Er wird sich immer wieder erkundigen wie es mir geht, in den nächsten Tagen. 

Wir machen einen Landausflug. Einer der Inselwächter organisiert konspirativ ein Auto und sogar ein Abendessen für 80 $, obwohl wir genau vereinbaren dass wir nur ein paar Stunden vormittags das Land sehen wollen. Der junge Fahrer der uns dann im ‚57-er Chevy fährt, schämt sich für diese Raffgier und freut sich über das Geld, das er mit uns ehrlich verdienen kann. 

Wir fahren auf den Berg Cajalbana von dem aus Cayo Levisa gut zu sehen ist. Auf dem Berg steht eine Forstwirtschaftsschule und andere Schulgebäude. Es ist ein trauriger Anblick, alles verkommen, verrottet, verfallen und trotzdem benutzt. 

Wir fahren durch das Land und werden an Haiti erinnert. Schlimme Armut, vergrämte Gesichter, unterernährte Hunde. Ich denke an Biker und sein „Hunde Foto“. Kaum ein Auto auf der mit Löchern übersäten Strasse. Verfallene Plattenbauten, geschlossene Miniläden, im einzigen richtigen Laden in La Palma darf man nur gegen Devisen einkaufen. 

Nur Parolen und Götzenbilder gibt es im Überfluss. Und an jeder Ecke die CDR’s, die “Kommitees zur Verteidigung der Revolution”, die Blockwarte die aufpassen dass alles kritische weitergemeldet wird.

Zum Beispiel wenn man nicht wählen geht, oder ausländischen Besuch hat, oder sich kritisch äußert usw. usf. 

Und wir haben während unseres Aufenthaltes in Kuba viel kritisches gehört. 

Hier einige Informationen / Meinungen die wir hörten : 

Wie der Rinderbestand z.B. von 11 Mio. vor der Revolution auf 3 Mio. heute gesunken ist.

Wir hören dass Kühe in Kuba heiliger sind als in Indien, man sieht nie ihr Fleisch.

Und man sieht vieles anderes nicht.  

Wir bekommen, in langen Gesprächen in Havanna und anderswo, vieles erzählt und auch die „Libretas“ gezeigt, die Rationierungsbücher.  

Es gibt – theoretisch – alle 2 Monate 3 Pfund Hähnchenfleisch, kein Rindfleisch. Tatsächlich aber gibt es meistens nichts, kein Fleisch !.

Im Februar gab es 3 Kg Reis, ½ liter Öl, 1,5 Kg Zucker, I Pfund Salz ( 1 Kg Salz alle 3 Monate ). Keine Milch.

Frauen bekommen 10 Monatsbinden alle 3 Monate. ( „Nino, jede Frau hat einmal im Monat ihre Regel ! Wir müssen Stofffetzen benutzen“ )  

Gegen Devisen ist alles erhältlich. Liter Olivenöl 13,75 $, Kg Käse 11,75 $  

Gehälter :

Roller/Rollerin bester Kategorie : 12 $ im Monat, ( Thomas rechnet aus dass ein Roller an die 2500 Zigarren monatlich rollt, die Norm liegt bei ca. 110 pro Tag ) Mit dem Ladenpreis einer guten Habano hat man seinen Monatsgehalt bezahlt.

Fremdenführerin : 8 $ im Monat

Anwalt/Anwältin : 12 $ im Monat.

Minimum um einen Monat zu überstehen in Devisen ( von der Verwandschaft im Ausland überwiesen ) : 50 $  

Dafür der Stundenpreis eines Masseurs am Strand : 25 $

Wer in der Tourismus Industrie arbeitet oder mit Touristen zu tun hat, lebt wie die Made im Speck. Daher wollen alle im Tourismussektor arbeiten.

„Nino frag’ nicht weiter, es deprimiert uns, und wir sind schon seit Jahren deprimiert“

„Alles was Du an negativen Schlagzeilen aus Kuba hörst, ist unser Alltag“

“Die Kubanische Realität ist eine Doppelte. Für Kubaner gibt es nichts, für Touristen mit Devisen alles”

“Wir leben außerhalb der Realität. Ohne Bleistifte, ohne Milch und ohne Medikamente”

„Alles geht jetzt nach Venezuela, Ärzte und Medizin, PC’s, es ist lächerlich, das wenige was es gibt wird gegen Öl eingetauscht.“  

Privateigentum : Autos können nur von der staatlichen Firma Cubalse gekauft werden. Sie dürfen aber auch nur an Cubalse wieder verkauft werden. Eine Weitergabe, Verkauf o.ä. selbst an Familienmitglieder, selbst im Todesfall ist verboten.  

Wohnungen werden abbezahlt ( kosten um die 14 000.- „Pesos Morenos“ ), man bekommt sogar ein Eigentümer Zertifikat, aber wenn der Besitzer stirbt müssen die in der Wohnung lebenden Familienangehörigen den gesamten Preis erneut an den Staat bezahlen.

Das Geld wird so recycled. Alle Devisen gehen, über die Staatsläden, an den Staat, an die Regierung zurück.

In Kuba herrscht Apartheid gegen das eigene Volk. Selbst im Besitz von Devisen darf kein Kubaner in ein Touristenhotel. Lediglich in der Hochzeitsnacht / Flitterwochen gibt es eine Ausnahmen.

Man braucht Reiseerlaubnis um als Einheimischer durch Kuba zu fahren. Es gibt Kontrollen an den Zufahrten zu den Städten.

Kubaner dürfen auch offiziell nicht mit Ausländern reden oder sich mit ihnen sich zeigen, Polizei hielt kubanischen Freund eines Bekannten im Zentrum Havannas an und verpasste ihm einen Strafzettel wegen Umgangs mit Ausländern. 

Dabei sind wir, außer einige Male wegen Zigarren, nie angesprochen worden, Prostitution habe wir nicht gesehen oder erlebt.

Die Hauptstadt zu verlassen bedeutet in Elend und Armut zu fahren. Man verlässt die “Devisenzone”, die Not wird sichtbarer.

Lange Busfahrten über Land muss man ein paar Wochen im Voraus buchen und man muss einige Stunden vor Abfahrt da sein um den gebuchten Platz auch zu ergattern.

Eine Busfahrt von einigen Hundert Kilometern dauert in Kuba länger als der Flug von Frankfurt nach Havanna.

Die Kommentare zur politischen und wirtschaftlichen Situation sind offen, brutal offen. Genauso zur gerühmten, angeblich so guten Medizinischen Versorgung. Aufschlussreich, denn mir wird klar wie wenig ich trotz verschlingen von 9 Reiseführern und anderen Büchern über Kuba weiß. Der Medizinische Standard ist veraltet, Augenoperationen sollen lieber in Spanien statt finden, bei moderner Lasertechnologie. In Kuba noch Skalpell OP’s bei Glaukom oder Fehlsichtigkeit. 3 Monate lang bangt man um die Hornhaut.

Trotz Embargo gibt es gegen Devisen alles. Aber im medizinischen Bereich gibt es keine Krankenwagen, keine Bettlaken, keine Medikamente. Der Aussenwelt wird ein “vorbildliches” Medizinsystem vorgegaukelt, und wenn dieses scheitert ist das Embargo daran schuld.

Witze :

Kürzester Witz : Tourist bestellt Cuba Libre. Barkeeper : Ha Ha Ha.

Schlechtester Barkeeper der Welt : Fidel Castro,  er versucht seit 46 Jahren Cuba Libre zu machen. 

Größtes Land der Welt : Kuba = Regierung in Moskau, Bevölkerung in Florida.

Der alte Mann den wir treffen hat alle seine 5 Geschwister in den USA, auch seine Söhne sind in Nord-Amerika. Nur mit seinem Enkel und dessen Freundin lebt er, da er keine Ausreisegenehmigung bekommt. Er ist von allen Gründstücken und Plantagen die er hatte enteignet worden, lediglich der Oldtimer ist ihm geblieben.

Andere Menschen die wir treffen haben einen Ausreiseantrag gestellt, nachdem sie unschuldig bei den Behörden in Ungnade gefallen sind, dafür sind sie jetzt stigmatisierte Leute. Sie müssen sich entscheiden ob sie alleine ausreisen und die Söhne und Enkelkinder da lassen,  oder als Parias in Kuba weiterleben.

Menschen die eine Chance haben für ein paar Monate ins Ausland zu gehen, betteln um irgendeine „schwarze“ Arbeit die es ihnen erlaubt hier etwas Geld zu verdienen um zu Hause die Familie zu unterstützen.

Oder man versucht durch Heirat an  eine Ausreisegenehmigung zu kommen.

Es ist hart dies alles mit unserer Zigarrenreise zu verbinden, mit den ganzen Spaß den wir haben.

Es sind jede Menge Widersprüche.  

Die normalen, einfachen Menschen die wir treffen sind herzlich, gebildet, offen, humor- und respektvoll.

Sobald man jedoch mit „offiziellen“ zu tun hat, Polizisten, Kellner, Rezeptionisten, erlebt man Desinteresse, Unfreundlichkeit, schlampigen Service. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.  

Es wird versucht auf allen möglichen Wegen uns um unser Geld zu erleichtern. Rechnungen sollten immer überprüft werden, meistens übernahmen das unsere Kubanische Freunde für uns.  

Die Arbeitsmoral ist generell schlecht, was verständlich ist. Jedoch nicht alles erklärt, besonders nicht im Tourismussektor.  

Dazu kommt ein herzlicher Schuss Chaos und totale sozialistische Ineffizienz.  

Es ist frustrierend und irritierend wenn man sich nicht als Tourist gleich in eines der All Inclusive Ghettos versteckt und dieses nicht oder nur organisiert verlässt. 

Das sind alles Notizen die mir durch den Kopf gehen als wir den Ausflug machen. 

Abends vergessen wir alles und sitzen in einer angenehmen Runde noch bis Mitternacht bei guten Zigarren und Anejo, reden über Gott und die Welt, während ein Gewitter tobt und es aus allen Schläuchen gießt. 

04.03.2005 

Am nächsten Tag, unserem letzten in Kuba, geht es Thomas richtig schlecht. 

Wir schleppen uns zum Bootssteg, unser Taxi ist da, bitte nach Havanna. Nach 10 Minuten ist die Fahrt erst einmal beendet. Ein Reifen muss gewechselt werden. Selbst auf einem Autohof ist es eine Steinzeitmethode wie der Reifen gewechselt wird. Keine Werkzeuge. 

Thomas liegt auf dem Rücksitz mit dem Kopf auf meinen Rucksack und schläft alles durch.

Selbst eine Polizeikontrolle auf der Autobahn verschläft er. Auch hier wieder Willkür. Reine Machtdemonstration.

Beim weiterfahren murmelt der Taxifahrer „Comemierdas“ –Scheissfresser- in seinem Bart. 

Havanna bei Sturm und Regen ist trostlos. Wir holen die Diademas ab, rauchen die “Gold Sarotti Bolivar” zu einem Cafe con Leche in der verwaisten Casa im Melia Habana und genießen jetzt erst recht den exzellenten Service von Antonio und Andres.

Ich habe ein „Stundenzimmer“ im Hotel Nacional für uns reserviert. 14 bis 17 Uhr, 60 $. Wir holen die Koffer hoch, Thomas legt sich angezogen unter die Bettdecke, er ist tot.

Ohne Wasser nimmt er eine meiner Antibiotika Pillen. 

Ich hole noch ein paar Souvenirs für uns, mache letzte Aufnahmen vom stürmischen Malecon und vom Hotel. Duschen, auf Thomas aufpassen, Taxi zum Flughafen. 

Gott sei Dank habe ich meine Comfort Class Buchung. So checke ich uns beide vorbei an Hundert Touristen in der Schlange ein. Aber : die Comfort Class ist voll. Was soll’s. Heim. 

Passkontrolle, wieder werden wir „offiziell“ ignoriert. Ich frage wo wir die Rechnung der Zigarren vorzeigen sollen. Nirgendwo, ist die Antwort. 

Bei der Sicherheitskontrolle dann der Hinweis an den Zoll : Dos Cajas, zwei Kisten.

Die Kisten will man nicht sehen, die Rechnungen aber werden gründlichst unter UV-Licht kontrolliert, abgestempelt und gezeichnet. 

Thomas legt sich auf eine Sitzreihe am Gate, er ist nicht ansprechbar. 

Wir haben jetzt schon 5 Tage keine Handyverbindung nach Hause. Und heute den ganzen Tag in Havanna überhaupt keine Telefonverbindung nach Deutschland.

Ich hole mir eine Telefonkarte für 10 EUR. Nichts zu machen, kein Durchkommen. Aber selbst für das „nicht durchkommen“ schmilzt das Guthaben der Karte, ich kann es nicht fassen.

Schlussendlich rufe ich meine Eltern in Spanien an, ich komme durch, kann sie aber nur vermuten, bitte sie meiner Frau in Deutschland mitzuteilen dass wir kommen. Verbindung abgebrochen, hoffe es kam durch. Es kam. 

Ich habe jetzt endgültig einen Kuba Koller. Will nur noch weg. 

Beim einsteigen : Ich habe den letzten Platz in der Comfort Class ergattert.

So hat Thomas jetzt zumindest 2 Sitze für sich. Er setzt sich hin und schläft gleich ein.

Ich rede mit der Crew und stelle mich vor. Wieder ein Spitzen Service ; Man gibt ihm eine Dreier Reihe wo er liegen kann. Er „schläft“ sich nach Frankfurt durch. 

Wir kommen in Frankfurt an, meine Frau holt uns ab. Aus der Apotheke ist bereits ein „Care Paket“ für Thomas eingetroffen.  

Es wird einige Zeit dauern bis wir uns Kuba aus den Lungen gehustet haben. 

Aber : Wir waren ja auch nicht zum Spaß dort.

Nino

Copyright 03-2005 © Ninos Flying Cigar

Anmerkung : Die in diesem Bericht geäußerten Meinungen sind ausschliesslich die des Verfassers.

März 2005

Comments are closed.