2001 – Biker : Cuba Reisebericht 2001

6 Aug

Vorwort zum Cuba-Bericht:

Dieser Bericht war bisher auf www.zigarrenwelt.de zu lesen. 

Aufgrund der Schliessung dieser Site habe ich meinen Bericht an Nino gegeben, mit der ausdrücklichen Bitte, ihn online zu stellen.

Dieter Bauer “Biker” 12.02.2005

 

CUBA. 

Rauchen und Tauchen (oder ein Bayer auf Cuba)

 

Es gab ja hier in der Zigarrenwelt schon Reiseberichte über Cuba zu lesen wie z.B. „Zwei Wochen in Havanna” von Stefan Cumic oder den Artikel „Cuba 1999″ von Susanne Kip und Marc Aschmann. Ich will versuchen, Cuba auch von einer anderen Seite zu beleuchten, u.a. von der Seite eines Varadero-Touris und der eines Tauchers. Zwangsläufig wird es Überschneidungen mit den beiden anderen Berichten geben, der geneigte Leser möge mir dies verzeihen.

Nach der üblichen Flugzeit landeten wir (meine bessere Hälfte Andrea und ich) auf dem Varadero International Airport, und das sogar pünktlich. Eine halbe Stunde Fahrt in einem klimatisiertem Bus durch das Touristenghetto Varadero, Ankunft in unserem Hotel Paradisus Varadero.

Ich möchte hier darauf hinweisen, dass es in jedem Fall besser ist, ein Hotel der höheren Kategorie zu buchen, denn bei den ganzen All-Inclusive Angeboten ist die Gefahr dort doch wesentlich geringer, den ganzen Tag von besoffenen Kegelclubs oder Schützenvereinsmitgliedern umgeben zu sein, als bei den günstigeren Hotels. Quod erat demonstrandum: In unserem Hotel hatten wir während unserer 2 Wochen Aufenthalt nur einen Schlucki (und der kam auch noch aus Bayern…peinlich, peinlich) auszuhalten.

Das Hotel Paradisus, ca. 1 Jahr alt, sieht zwar schon ein wenig “bewohnt” aus, es ist aber sehr gepflegt bis luxuriös, das Personal durchweg sehr aufmerksam. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass das Personal durch Verabreichung diverser Trinkgelder bei Laune gehalten werden will.

Das All-Inclusive Package in diesem Hotel beinhaltete u.a. sogar das Tauchen, dies war einer der Gründe, weshalb wir uns für dieses Hotel entschieden hatten (1 Tauchgang kostet normalerweise so um die DM 70,00 wie z.B. auf den Malediven). Dass die Karibik mit Fischreichtum weniger gesegnet ist, dürfte jedem Taucher bekannt sein. Durch den Hurrikan Michelle aber wurden auch die Riffe derart beschädigt, dass man meinen könnte, auf einem Handgranatenwurfstand zu tauchen. Zudem waren die Sichtweiten auch nicht sehr berauschend, die Tauchplätze eher langweilig. Nachdem das Tauchen aufgrund zu hohen Seegangs 4 Tage lang ausfiel, entschlossen wir uns, mit der Crew unserer Tauchbasis zur Schweinebucht an der Südküste Cubas zu fahren: 70,00 Dollar pro Nase, 2 ½ Stunden Fahrt (einfach), Sicht besser aber die Tauchplätze auch nicht das Gelbe vom Ei. Nun gut. Das wars. 2 Wochen, 4 Tauchgänge (normal wären ca. 20). Ziemlich dünn das.

Fazit: Ein Paradies für Taucher ist Cuba nicht.

Aber: Gibt es nicht noch etwas anderes als Tauchen??? Da war doch was…..? Richtig! Cigarren!

Ich hatte anfangs vor, mit dem Taxi in die Casa del Habano nach Varadero zu fahren, um meinen 2-Wochen-Bedarf an Cigarren zu decken. Dies habe ich aber dann verworfen, nachdem ich den Shop in unserem Hotel gesehen hatte:

15 qm grosser Klimaraum, durchaus gut sortiert, absolute Originalware! Die Preise zwar etwas höher als in der Casa, aber die Ersparnis des Taxis (10 Dollar einfach nach Varadero) machte das mehr als wett. Ich möchte betonen, dass dies nur für den Shop im Paradisus gilt, wie es in den anderen Hotels aussieht, weiss ich nicht.

So für den Hausgebrauch habe ich dann u.a. folgende Köstlichkeiten erworben:

Upmann Magnum 46 (BD 09/00), Partagas Shorts (BD 09/99), Por Laranaga Petit Coronas (BD weissnichtmehr), Cohiba Siglo 3 (ziemlich frisch), Upmann Connaisseur No. 1 (BD 2000, wunderschönes Maduro-Deckblatt), Ramon Allones 8-9-8 (einfach herrlich), Punch Double Corona (aus der Kabinettkiste, hmmmmmm), Vegas Robaina Unicos (natürlich nicht nur eine von jeder).

Keine einzige dieser Cigarren hatte Zugprobleme.

Ich sass täglich des öfteren an der Hotelbar, um zu rauchen und den einen oder anderen Mojito zur Cigarre zu schlürfen. Dies konnte natürlich auch einem Barkeeper namens Jorgito nicht entgehen. Am 2. Tag schob er mir ganz verstohlen einen Bierdeckel zu:

Nach einem: „No, thank you, I don’t like Cohibas” war die Angelegenheit erledigt. Verständnislos zog er von dannen und ich hatte von nun an Ruhe. Im Hotel zumindest.

Seitens des Reiseveranstalters werden natürlich auch Rundreisen, Ausflüge und dergleichen angeboten. Der Mensch will ja schliesslich auch etwas von dem Land sehen, das er für teueres Geld bereist. Also buchten auch wir einen Tagesausflug.

Mit der Antonov (grösster Doppeldecker der Welt, Baujahr 1945, 12 Sitzplätze, 2 Piloten, 1 stehender Steward. Gell Hannes, da geht Dir das Herz auf 😉 )

flogen wir vom Varadero Domestic Airport nach Cienfuegos. Da der Pilot scheinbar recht unerfahren war, legte er das Leben seiner Passagiere in die Hände des unerschrockenen und mit 125714 Flugstunden erfahrenen Bikers 😉 :

Nach einer sicheren Landung in Cienfuegos (ich hatte dann doch beschlossen, den Piloten zwecks Sammlung von Erfahrung selbst landen zu lassen) ging es mit einem uralten sowjetischen Militär-LKW mit Holzbrettern als Sitzfläche in die Berge.

Dieses Gefährt als Schlaglochsuchgerät zu bezeichnen, wäre eine schamlose Untertreibung (wir standen die meiste Zeit). Aber lieber schlecht gefahren als gut gelaufen. Nun gut. Nach 1 ½ Stunden bandscheibenzermürbender Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft kamen wir am ersten Ziel des Tages an: Die Wasserfälle von ??? (sorry, ich weiss den Namen nicht mehr).

Zuerst ein schweisstreibender Aufstieg (mit vielen Mücken), dann ein schweisstreibender Abstieg (mit noch mehr Mücken). Danach kann man sich selbst mit einem kühlen Bad in einem der Bassins der Wasserfälle belohnen. Übrigens: Festeres Schuhwerk, ein schmerzunempfindliches Gesäss sowie eine noch intakte Wirbelsäule sind durchaus ratsam.

 

Danach wieder die selbe Strecke mit dem LKW zurück nach Cienfuegos, von dort aus ging es weiter mit dem Bus nach Trinidad. Diese Stadt soll angeblich sehr malerisch sein. Mein Eindruck: Verfallen, heiss, nicht sehenswert.

Viele bettelnde Kinder und Erwachsene. Wobei ich anmerken möchte, dass wir gerne und freiwillig viel an die Bevölkerung verschenkt haben. Aber nach dem 10. agressiven Bettler innerhalb von 4 Minuten bekommen wahrscheinlich sogar Jürgen Trittin und Konsorten einen Tunnelblick und ergreifen die Flucht. Ich habe mich dort nicht wohlgefühlt.

Von Trinidad aus ging es dann mit der Antonov (übrigens für mich das schönste Erlebnis dieses Ausflugs) wieder zurück nach Varadero.

Was wäre ein Cuba Urlaub ohne einen Aufenthalt In Havanna? Richtig, Havanna ist ein Muss, und auf Havanna (2 Tage) hatte ich mich eigentlich am meisten gefreut.

Da wir unser Hotel in Havanna (das Florida) schon von zu Hause aus gebucht hatten und von unserem Hotel in Varadero am Sonntag kein Ausflugsbus nach Havanna ging, standen wir vor einem Problem: Wie kommen wir nach Havanna?

Mit dem Taxi? Nein! 150,00 Dollar (einfacher Weg) sind schlicht und ergreifend viel zu teuer. Im Vergleich zu Cuba fahren die Taxis bei uns in Deutschland fast umsonst 😉 .

Also entschieden wir uns, den Tipp unseres Reiseleiters zu beherzigen und mit VIAZUL (eine Busverbindung zwischen allen grösseren Städten auf Cuba, ähnlich den amerikanischen Greyhounds) nach Havanna zu fahren.

Abfahrt 8.00 morgens vom VIAZUL Terminal in Varadero Center, d.h. erst mal mit dem Taxi nach Varadero fahren und 10 Dollar bezahlen. Die Fahrt mit dem Bus nach Havanna ist übrigens relativ preiswert (sehr selten in Cuba) und kostet 10,00 Dollar pro Person. Die Busse sind gepflegt, klimatisiert, der Sitzkomfort ist wie in sehr guten Reisebussen.

Nach 2 ½ Stunden Fahrt Ankunft in Havanna Vieja, wir sind sie einzigen, die dort aussteigen. Und nun die Masterfrage: Wo ist unser Hotel? Hmmmm. Nach rechts, nach links oder gerade aus? Nach einigen erfolglosen Versuchen, Polizisten (die in Havanna übrigens an fast jeder Ecke stehen, und das ist auch gut so) nach dem Weg zu fragen, nach Achselzucken (die Polizisten sprechen kein Englisch) und verständnislosen Gesichtern bietet uns ein Rikschataxi-Fahrer seine Dienste für 5,00 Dollar (für 1 Stunde) an. Wir sagen zu.

Der Fahrer kennt zwar den Weg auch nicht, aber er kann wenigstens danach fragen und erhält sogar Antworten. 10 Minuten Fahrt mit diesem abenteuerlichen Gefährt und wir stehen vor dem Eingang des Hotel Florida.

Das Florida ist ein sehr schönes Hotel, die Halle im Kolonialstil, sieht sehr edel aus und ist nicht gerade günstig. Wer jedoch beabsichtigt, des Nachts mehr als 2 Stunden (zwischen 3 und 5 Uhr) zu schlafen, sollte sich tunlichst um eine andere Unterkunft bemühen. Wie auf dem Bild ersichtlich, liegt unser Zimmer zur Strasse. So kommen wir in den (immerhin kostenlosen) Genuss von Strassenmusik, hupenden Autos und röhrenden Lastwägen. Die Abgase sind eine ebenfalls kostenlose Dreingabe. Sie scheren sich nichts um die geschlossenen Fenster und verleihen unserem Zimmer eine individuelle Raumnote. Durch die Zimmertüre ist die Musik der Hotelbar laut und deutlich zu vernehmen, wir haben sozusagen „Stereo”-Beschallung. Ohrenstöpsel (wir hatten gottseidank welche dabei) sollten hier schon beim Einchecken an die Gäste verteilt werden. Die Klimaanlage ist übrigens nur als Luftumwälzer zu gebrauchen, von Kühlung keine Spur.

Das sollte als Hotelbeschreibung genügen.

Nach einer kurzen Dusche stürzen wir uns dann in das Getümmel von Havanna Vieja. Vom Hotel aus auf Schusters (Gummischlappen-) Rappen die Obispo Richtung Westen gen Hotel Inglaterra, Denkmal von Jose Marti und Capitolio Nacional (der Stadtplan in den Reiseführern ist übrigens etwas mit Vorsicht zu geniessen).

Es ist Sonntag, fast alle Cubaner haben frei und dementsprechend viele sind auch unterwegs. Schön, denke ich, endlich mal nicht lauter Touris (so wie wir, mit kurzen Hosen, T-Shirt, Rucksack, Fotoapparat und Stadtplan) unterwegs, sondern Cuba pur. Eintauchen in das wahre Cuba.

Meine Begeisterung hält nicht lange vor. Bereits nach 10 oder 20 m kommt der erste: „Amigo, cigars…Cohiba?”. „No, gracias” muss die Antwort natürlich lauten. Keine Minute später ruft der nächste: „Sir, Cohiba, original, very cheap, brother working in factory”.

Das Spiel setzt sich den ganzen Weg (ca. 300 – 400 m) fort, die Worte „Sir”, „amigo”, „hey”, „Cohiba”, „cigars”, „cheap”, „brother, mother sister….”, „working in factory”, „cheaper than in shop” usw. sind beliebig austausch- und kombinierbar.

Die Antworten meinerseits dagegen erfahren mit zunehmender Dauer (ich komme mir vor wie auf einer Verkaufsveranstaltung für gerollte Bananenblätter) eine gewisse Steigerung: Von „no, gracias” zu einem verbindlichen, aber dennoch höflichen „no”, danach nur noch ein gelangweiltes, später aber ärgerliches Abwinken. Es kann sein, dass mir kurz vor der Bar El Floridita ein oder zwei mal das Berlichingen-Zitat (auf bayerisch natürlich) herausgerutscht ist.

Die Bar El Floridita: Nach 20 Minuten Weges eine willkommene Oase der Ruhe. Also, wie jeder brave Tourist hinein und Daiquiris (was auch sonst) bestellen. Keine Cigarrenverkäufer. Nur die Barkeeper. Kernig klimatisiert. Ruhe. Daiquiri schlürfen, die wunderschöne Bar (und den mit einer Kordel abgesperrten Platz von Ernest Hemmingway) bewundern, 19,00 Dollar für 2 Daiquiris und ein Sandwich bezahlen.

Derart gestärkt und erholt fühlen wir uns wieder bereit für Havanna. Mit einem Daiquiri um 11.00 vormittags kann uns nichts mehr erschüttern. Wirklich?

Auf unserem Weg Richtung Capitolio erfahren wir eine Variation des cubanischen Kommunikationsverhaltens Touristen gegenüber: Es gibt nicht nur Cigarrenverkäufer!

Mütter mit ihren kleinen Kindern an der Hand bedeuten ihrem Sprössling mit einer Kopfbewegung: Ja, der (oder die) ist (sind) es! Das Kind kommt auf uns zu und hält die Hand auf.

Aber der kluge Bayer sorgt vor! Wir haben ca. 30 Kugelschreiber dabei, dazu noch Shampoo- und Duschgelfläschchen aus unserem Hotel in Varadero (ca. 50 Stück).

Also: Für jedes Kind einen Kugelschreiber und ein Fläschchen (frei nach Monthy Python: Jeder nur ein Kreuz…), und meist kommt das Schwesterlein auch noch, dann noch mal das selbe. Nach einer halben (!) Stunde sind unsere Vorräte erschöpft, der Rucksack merklich leichter.

Nicht, dass wir die Lage der Menschen in Cuba nicht erkennen oder verstehen oder verstehen wollen. Die Menschen in Cuba sind wirklich bitterarm. Die Geschäfte, in denen man mit Pesos bezahlen kann, sind meist leer. Wir sahen ein Bekleidungs-geschäft nur mit leeren Kleiderbügeln! Es fehlt an allem. Selbst so profane Dinge wie Aspirin, Kugelschreiber oder Shampoo sind für die Cubaner unerschwinglich. Jeder versucht (natürlicherweise), wie auch immer, an die begehrten Dollars zu kommen. Aber mit zunehmendem Tourismus überspannen die Cubaner den Bogen des Erträglichen gewaltig!

Man stelle sich vor, man geht in Deutschland zum Einkaufen und wird auf dem Weg dahin (und noch im Geschäft selbst) fortlaufend und ständig von Versicherungs-, Staubsauger- uns sonstigen Vertretern angesprochen. Das bringt jeden noch so verständnisvollen Einkäufer (Touristen?) auf die Palme!

Apropos den Bogen überspannen: Man tut gut daran, immer ein paar Pesos mit sich zu führen. Sollte man in die Verlegenheit kommen, eine Toilette aufsuchen zu müssen (sei es die in einer Bar oder die im Foyer des eigenen Hotels in Havanna), vor JEDER (ohne Ausnahme) dieser Einrichtungen wird sich ein Sitzmöbel mit dazugehörigem Tisch und Tellerchen darauf finden. Die dazugehörige Toilettenfrau wird, sobald sie eines Touristen ansichtig wird, sofort, mit Kondensstreifen an den Ohrläppchen, auf ihren Arbeitsplatz zusteuern und dem nunmehr erleichterten Zeitgenossen einen Obulus abfordern. Wenn man keine Pesos hat, dann ist halt ein Dollar fällig, der mit der „freundlichen” Aufforderung: „Paper”(-money) eingefordert wird, denn das Tellerchen ist immer leer. Wenn kein 1-Dollar Schein mehr zur Hand ist, dann wird es schwierig 😉 .

Um den Übergang nach Europa nicht allzu krass werden zu lassen, bestehe ich übrigens derzeit auf einem Tisch mit Tellerchen vor unserer Toilette 😉 .

Wir gehen um das Capitolio herum (ich will ja schliesslich die Partagas Fabrik fotografieren), der Cigarrenverkäufer („where do you come from?”) versuchen wir uns in der Zwischenzeit in griechischer Spache zu erwehren (Andrea kann ein paar Brocken griechisch). Wie im Bericht von Stefan Cumic antworte ich von Zeit zu Zeit: „Wanna buy a Cohiba? Only 20 Dollars per per piece! Very cheap!” Nun ja, ein Allheilmittel war das auch nicht.

Zurück mit Tunnelblick zum Hotel. Nur keinem Cigarrenverkäufer auffallen. Körperverletzung wird hier hart bestraft. Duschen.

Mit einem Rikscha-Taxi den Malecon entlangfahren. Sehr schön das. Halb vier schon. Zurück ins Hotel, denn um halb fünf bis fünf kommt unsere Verabredung.

Wir treffen uns mit Yainara (Tochter von Barbara, der Personalleiterin der La Corona Fabrik. Barbara musste leider aus gesundheitlichen Gründen zu Hause bleiben) und Arnaldo (IT-Leiter der La Corona Fabrik) in unserer Hotelbar.

Möglich gemacht und arrangiert hat dieses Treffen ZW-Mitherausgeber und Cigarren Meister aller Klassen Hannes Weiss. Er hat sich die Ohren wundtelefoniert, um dieses Treffen und auch unseren Besuch am Montag in der La Corona zu organisieren. Herzlichen Dank an dieser Stelle noch mal an Dich, Hannes!

Mit dem Taxi fahren wir ins Restaurant „Don Cangrejo”, ein sehr gutes Fischrestaurant in Havanna. Nach einem ausgezeichneten Essen lassen Arnaldo und ich uns eine taufrische Monte 2 schmecken (von seinem Bruder und seiner Schwägerin in La Corona gerollt. Ja, wirklich wahr, ich habe seinen Bruder und seine Schwägerin in der Galera kennengelernt). Yainara lässt sich eine Ramon Allones 898 schmecken, die VR Unicos wollte sie nicht 😉 .

Nach dem Essen führt uns der Wirt in seinen eigenen Cigarrenshop: Ca. 8 qm Klimaraum, nur Originalware (zum Teil mit traumhaften Boxing-Dates), keine Fakes. Partagas Lusitanias in der Kabinettkiste, oder besser Kabinettkisten….besser sortiert als mein Händler in Regensburg. Das wäre MEIN Traumhumidor! Er ist zurecht stolz auf seine „Casa del Tabaco” und auf seinen sehr gut sortierten Weinkeller, den wir auch besichtigen durften.

Mit dem Taxi fahren wir wieder zurück in die (inzwischen überaus laute) Hotelbar auf einen Absacker. Mojito natürlich. Mit Rücksicht auf Arnaldo und Yainara, die ja am Montag wieder früh rausmüssen, streichen wir gegen 23 Uhr die Segel. Nicht ohne vorher einen Dollar pro Nase Eintritt (!) in die Hotelbar entrichtet zu haben (Zusätzlich zu den Getränken).

Dann folgt die Nacht mit den Ohrenstöpseln (weiter oben nachzulesen).

Nach einem etwas kärglichen, von einem lustlosen Ober aufgetragenen Frühstück checken wir aus dem Florida aus. Kein „ Thanks for visiting” oder „come back soon”, nicht einmal ein schlichtes „good bye”. Und tschüss. Was will man denn schon erwarten für 250,00 Mark pro Nacht?

Jeder mit einem Rucksack angetan machen wir uns auf den Weg zur La Corona Fabrik. Dort treffen wir uns um 10.00 mit Arnaldo und Inalvys (Mitarbeiterin im Personalbüro), die uns durch die Fabrik führen werden.

„Cigars? Cohiba? Very cheap!” Ich bin nach dieser Nacht zu müde, um zu antworten, ich ignoriere die Bananenblattverkäufer einfach.

10.00 Uhr. Wir stehen vor der La Corona Fabrik und fragen nach Arnaldo. Meines Wissens finden Führungen durch die La Corona Fabrik nur noch selten statt, die Torcedores würden dadurch zu sehr gestört, sagt man.

Das kann ich mir vorstellen. Man stelle sich nur den eingangs erwähnten Kegelclub oder Schützenverein vor die (noch oder vielleicht schon wieder) betrunken zwischen den Torcedores herumwackeln. Nein Danke. Wenn die Leute schon so wenig verdienen (umgerechnet verdient ein Torcedor so zwischen 10,00 und 15,00 Dollar / Monat), dann sollen sie doch wenigstens in Ruhe arbeiten können. Der Job ist hart genug.

Umso mehr freut es mich, dass Hannes es möglich gemacht hat, eine Privatführung nur für uns zwei zu arrangieren. Ich wiederhole mich: Danke, Hannes!

10.00 Uhr, La Corona. Arnaldo kommt und drückt mir erst mal eine Siglo 5 in die Hand. Ähem…fast nix gefrühstückt, aber ….Arnaldo gibt mir sein Jet-Flame Feuerzeug, das er von Urs bekommen hat, und ich zünde mir die Cigarre an.

Übrigens, so eine Siglo 5 um 10.00 morgens nach einem dünnen Frühstück…..na ja, nur die Harten kommen in den Garten 😉 .

Zuerst erklärt uns Arnaldo, wie in La Corona gegen den Tabakkäfer (in Fachkreisen auch „Inquisition” 😉 genannt) vorgegangen wird: Die Tabakballen werden in eine Art Druckkammer verfrachtet, diese wird verschlossen und dann wird in ihr ein Vakuum erzeugt. Dies bringt sämtliche Käfereier zum platzen. Hoffentlich.

Danach wird der Tabak zu den einzelnen Abteilungen gebracht (entrippen, trocknen wegen der hohen Luftfeuchtigkeit usw.)

Blick in den Innenhof der Fabrica

Arnaldo und Inalvys führen uns durch alle Abteilungen der Fabrik, durch die Galera, wobei sie es nicht versäumen, von dem einen oder anderen Arbeitsplatz eines Torcedors eine Cigarre zu „Anschauungszwecken” mitzunehmen.

 

Inalvys, Andrea und Arnaldo die Galera (ca. 200 Roller)

Einer der besten Torcedores von La Corona, er rollt gerade San Cristobal “El Morro”

Ich will jetzt nicht weiter auf die Einzelheiten der Führung eingehen, muss aber sagen, dass es uns (vor allem mir) sehr viel Spass gemacht hat und hochinteressant war. Arnaldo ist wirklich mit Leib und Seele bei seiner Arbeit und zurecht stolz darauf. Inalvys ist an Herzlichkeit kaum zu überbieten.

An dieser Stelle: Muchas gracias, Inalvys y Arnaldo!

Zum Schluss noch meine Meinung zu Cuba:

Cuba ist ein sehr schönes Land. Nicht nur der Cigarren wegen. Landschaftlich reizvoll, herzliche, nette Menschen (wenn sie einen nicht als Touri betrachten, sondern einfach als Menschen).

Cuba ist aber auch ein sehr armes Land, voller Korruption. Cuba hat Sonnenseiten, aber mindestens genauso viele Schattenseiten.

Irgendwie steht das folgende Bild für mich für Cuba (aufgenommen in einem Bergdorf während der Holpertour zu den Wasserfällen):

Einfach zum Liebhaben, aber total abgemagert, krank und verlaust (ich bitte, das als Metapher zu sehen).

 

Cuba ist mit Sicherheit einen Urlaub wert, aber Cuba ist kein Traumurlaub.

Besucht Cuba, solange es noch geht, sprich, solange Fidel an der Macht ist, und solange das Embargo noch besteht.

Denn, sollte das Embargo fallen, wird Cuba wieder das, was es schon einmal war: das grösste Puff Amerikas.

Denn, sollte Fidel das Handtuch reichen, herrscht dort wahrscheinlich bald die blanke Anarchie, dagegen ist der Central Park NY bei Nacht ein Kindergeburtstag.

IMHO

Hasta Luego.

Dieter Bauer

 

Comments are closed.