2011/07 – Living Well Philosophie – Literaturhinweis Robert Pfaller
9 Jul
Robert Pfaller im Kultur Spiegel 06.11 – “Den Geburtstag eines Erwachsenen kann man nicht mit Multivitaminsaft feiern” Foto: Der Spiegel |
Literaturhinweis Robert Pfaller
Robert Pfaller – Wofür es sich zu leben lohnt |
Juli 2011
Vor kurzem habe ich im Kultur Spiegel 06.11 ein sehr interessantes Interview mit dem Österreichischen Philosophen Robert Pfaller gelesen.
de.wikipedia.org/wiki/Robert_Pfaller
Seine Thesen zum Genuss haben mir sehr gefallen und ich denke dass daß sie sich durchaus als Bestätigung meiner Living Well Idee eignen.
Daher hier einige Hinweise zu seiner Literatur und seinen Aussagen – Viel Spaß beim lesen !
“Pfaller wendet sich gegen eine Politik, die den Bürgern „nichts als bekömmliche Dinge vor die Nase setzt”. Gesellschaftliche Veränderungen würden so unmöglich, der Citoyen werde zum Bourgeois degradiert. Der Diagnose, die der Philosoph bereits vor mehr als zehn Jahren in seinem Buch über „Interpassivität” stellte, begegnet man auch hier wieder: Wir würden vom Kulturkapitalismus beherrscht, das Leben werde nicht gelebt, sondern häppchenweise konsumiert, der Alltag weichgespült: Alles ist heute „ohne”, „Kaffee ohne Koffein, Bier ohne Alkohol, Cola ohne Kalorien, Schlagobers ohne Fett, Sex ohne Körperkontakt, Religion ohne Leidenschaft”. Dass wir uns diese Reduzierung des Lebens als Gewinn verkaufen lassen, sollte zu denken geben. ”
Robert Pfaller: „Wofür es sich zu leben lohnt“. Elemente materialistischer Philosophie. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011. 320 S., geb., 19,95 €.
Text: F.A.Z. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2011. Alle Rechte vorbehalten.
Aus dem Kultur Spiegel :
„Pfaller: Es wäre unvernünftig, immer vernünftig zu sein. Die Vernunft würde zu etwas Irrationalem, das die Unvernunft unerbittlich verfolgt und auslöschen will – wie es zurzeit bei extremen Rauchgegnern zu beobachten ist. Sie wollen keine erträgliche Regelung für alle, sie wollen totale Reinheit.
KulturSPIEGEL: Rauchen ist ungesund, auch für Passivraucher.
Pfaller: Statt zu fragen, wofür wir leben, fragen wir uns nur noch, wie wir möglichst lange leben. Wir mäßigen uns maßlos. Das ist das Merkmal unserer Epoche, ihr Krankheitssymptom. Die Leute werden dazu angehalten, ihr Leben als Sparguthaben zu betrachten und eifersüchtig darauf zu achten, dass ihnen niemand etwas abknapst. Das ist eine Vorsicht gegenüber dem Leben, die das Leben selber tötet. Sie führt zu einer vorzeitigen Leichenstarre.
KulturSPIEGEL: Wieso wird das Rauchen seit einigen Jahren verstärkt verteufelt?
Pfaller: Jedenfalls nicht, weil wir schlauer sind als frühere Generationen. Dass das Rauchen schädlich ist, wussten sie auch. Mehr noch: Wenn sie das nicht gewusst hätten, hätten sie niemals geraucht – weil es nämlich gerade ihre Schädlichkeit ist, die die Zigaretten erhaben macht. Heute hingegen ziehen wir den meisten Genüssen den Stachel: Bars ohne Tabakkultur, Bier ohne Alkohol, Kaffee ohne Koffein, Schlagsahne ohne Fett, virtueller Sex ohne Körperkontakt.
KulturSPIEGEL: Ohne den Stachel kein Genuss?
Pfaller: Absolut. Dinge, die uns Genuss verschaffen, sind immer mit einem Problem behaftet. Sie sind teuer wie Champagner, fett wie Sahnetorte, giftig wie Zigaretten. Das problematisch Lustvolle bricht die ökonomische Logik des Haushaltens – die Vernunft, mit unseren Kräften heute so umzugehen, dass wir morgen noch welche haben. Die unvernünftige Verausgabung beschert uns einen Triumph.”
Text: Der Spiegel.
Hier einige weiterführende Links :
www.zeit.de/kultur/literatur/2011-05/interview-robert-pfaller
derstandard.at/1295571072439/Essay-Wofuer-es-sich-zu-leben-lohnt
www.spiegel.de/kultur/kulturspiegel/0,1518,766210,00.html
Nino