2003/12 – Erstflug A-340-600 – Über die Anden

15 Mar

EZE-SCL-EZE /  EZE-FRA

Am Gate die Begrüßung für den Erstflug, wir
übernehmen den Weiterflug nach Santiago.

Dezember 2003

 

International Herald Tribune   

Friday December 19, 2003 :    
In Our Pages 100 Years Ago :


1903: Wright Brothers’ Flight


NEW YORK:Messrs. Wilbur and Orville Wright, of Ohio, successfully experimented with a flying machine yesterday [Dec. 17] at Kittyhawk, North Carolina. The machine has no balloon attachment and derives its force from propellers worked by a small engine. In the face of a wind blowing twenty-one miles an hour the machine flew three miles at a rate of eight miles an hour and descended at a point selected in advance. The idea of a box kite was followed in the construction of the airship.

Erstflug A-340-600  

LH 526 FRA-EZE-SCL 15./16.12. 2003 D-ABHB

LH 527 SCL-EZE-FRA 16./17.12.2003 D-ABHB 

LH 527  EZE-FRA 17.12. 2003 D-ABHC

Am 16.12.2003 übernahmen wir, eine Lufthansa Besatzung, in Buenos Aires –EZE- den Weiterflug des ersten kommerziellen Fluges eines A-340-600 der DLH nach Santiago de Chile –SCL.

Das Flugzeug ist mit etwas über 75 Meter das längste Flugzeug der Welt, und hat eine Spannbreite von etwas über 67 Meter. Es fliegt im Zweiklassensystem mit einer brandneuen Business Class, die Schlafsessel haben 2,06 Meter Länge, sind per elektrischer Fernbedienung in alle Stellungen zu bringen, sie haben auch eine Massage-Funktion, es gibt Video-on-Demand, grosse Screens und bald auch Internet (Flynet) Zugang im Flug.

Die Business Class Kabine des A-340-600

Im Untergeschoss befinden sich 5 Waschräume/Toiletten für Gäste, eine grosse Bordküche mit 2 Aufzügen und ein Crew-Ruheraum mit sieben Liegen ( Das Flugzeug ist für Flüge bis ca. 17,5 Std. ausgelegt ).

Ausgerüstet ist es mit vier neuen, sehr ruhigen und wirtschaftlichen Rolls-Royce Trent Triebwerken, die Geschwindigkeit liegt, wie bei der B-747 bei Mach 0,84.

Als ich gestern wieder in  FRA landete, las ich in der International Herald Tribune obige Nachricht. Es sind fast auf den Tag genau 100 Jahre seit dem Erstflug eines Flugerätes in Kitty Hawk vergangen.

Diese Nachricht, glaube ich, passt sehr gut als Überschrift zu meinen Bericht, denn jeder von uns wird die unglaublichen Veränderungen der zivilen Luftfahrt, ja der Luftfahrt überhaupt, so besser verstehen und nachvollziehen können. Es sind erst 100 Jahre seit diesem Erstflug eines Fluggerätes über den Dünen in North Carolina vergangen.

So sahen wir im Bus auf der Fahrt morgens zum Flughafen dieses lange Flugzeug in Endanflug auf den Flughafen Ezeiza im sommerlichen Sonnenschein und tauften es sehr schnell auf den Namen :

Die lange Zigarre vom La Plata.

Wir waren stolz, gerührt, gespannt und aufgeregt, denn wir sollten dieses Flugzeug, das keiner von uns, ausser der Cockpit-Besatzung,vorher von innen gesehen hatte für den Flug nach Santiago & retour übernehmen. 

Wir hatten zwar alle eine 2-tägige Umschulung inkl. Emergency Programm absolviert, aber das Flugzeug war im „Würgegriff“ der LH Technik in der Werft zur Umrüstung bzw. Flugtraining vorgesehen, sodass es keine Gelegenheit gab es von innen, sozusagen live zu besichtigen. 

Es war auch bis zum Vorabend nicht sicher ob es auch das neue Flugzeug sein würde, erst nachdem wir erfuhren dass es in FRA abgehoben hatte, wussten wir dass es soweit war. 

Am nächsten Morgen besprachen wir, PI und A-340-600 Spezialist Philip Lehmann und ich alles besonders gründlich. 

PI Philip Lehman und ich morgens im Hotel beim Briefing.

Bereits im Crewbus wurde von Cpt. Wohl eine kleine Ansprache gehalten, das Briefing gemacht, die Positionen verteilt. Wir ahnten dass wir am Flughafen und erst Recht im Flugzeug keine ruhige Minute mehr haben würden……….. 

Nach der Landung in EZE fuhr das Flugzeug unter einer Wasserfontäne der Airport Feuerwehr zur Begrüssung.

Dann bekamen alle Gäste beim Aussteigen ein Erinnerungsgeschenk. Ein grosses Aufgebot an TV,Presse und Offiziellen war präsent, grosses Medienaufgebot inkl. Tangotänzer, Spannung.

Wir übernahmen das Flugzeug von der aussteigenden Crew und begannen es zu inspizieren, zu checken, uns mit den Galleys, Positionen, den Sitzen, Elektronik, und vielem mehr vertraut zu machen.  

Ich hatte besonders viel zu tun, denn die Elektronik des Purser Control Centers –mein Büro- ist neu und besonders komplex. Dazu natürlich ein Bienenschwarm Menschen an Bord, Techniker die mitflogen –jeweils einer für Sitze, einer für Elektronik, einige für das Flugzeug, Caterer die das Flugzeug neu ausrüsten, Prominenz der LH Verwaltung u. Verkauf in Argentinien, Airport Management, etc.

Dazu die Ko-ordination mit der Station für das Einsteigen der Transitgäste und der neuen Passagiere für den Weiterflug nach SCL, Catering, Technik, Cockpit. Glücklicherweise waren es insgesamt nur knapp 90 Gäste. 

Die Türen gingen zu, ich machte die „ All Doors in Flight“ Ansage, es wurde ruhiger. Die Elektronik, die ich bisher nur auf einem Laptop gesehen/bedient hatte funktionierte einwandfrei, Entspannung, gutes Gefühl, Ruhe kehrte ein. Ich machte meine Ansagen, die sich natürlich auf das neue Flugzeug bezogen.

So gingen wir dann an den Start, der leichte Flieger ging sehr schnell in die Luft, die Flugzeit 1h45.

Der Service lief sehr gut, alles klappte reibungslos, es war eine Freude. Nach knapp 1 Std. Flugzeit machte ich die „Andenansage“ –angeschnallt bleiben wegen möglicher, unerwarteter, starker Turbulenz, und wir konnten aussen ein glorioses Bild der Cordillera de los Andes geniessen, inklusive den Aconcagua auf der rechten Seite.

EZE-SCL : Über den Anden

In Santiago gelandet wiederholte sich alles wieder, Empfang der Gäste mit Canapes, Cocktails, Begrüssung, Reden, Fahnen, Delegationen neugierig gespannter KollegInnen, Reisebüroagenten, etc.


Auch in Santiago herzliche Begrüssung

Wir hatten trotzdem etwas Zeit uns das Flugzeug von aussen anzuschauen, einen „Outside Check“ sozusagen, Fotos zu machen. Bei dieser Gelegenheit sahen wir die 2 Kameras, eine am Leitwerk, eine im Bauch, die live Bilder in die Cockpit senden um so das Flugzeug beim Rollen, Einparken, Bewegen (auch im Flug) besser unter optischer Kontrolle zu haben.

 Leit- und Fahrwerkkamera am Boden


Beide Kapitäne, Philip und ich in SCL

Es ging wieder mit ca. 90 Gästen nach EZE zurück, die ersten 40 Minuten wieder angeschnallt, dann der Service, die Landung und die Übergabe an eine neue, genauso gespannte Crew für den Weiterflug nach FRA. 

Nach dem Take Off in SCL wieder Richtung Buenos Aires

Die Busfahrt ins Hotel, gestaltete sich diesmal zum kleinen Abenteuer, da kurz vorher die Mannschaft von Boca Juniors nach dem Gewinn des Weltmeister Titels gegen Milan in Tokyo, gelandet und auf der Fahrt in die Stadt war. 

Die Autobahnen und Strassen waren voller Fans, die Fahrt die 45 Minuten hätte dauern sollen, wurde zur grossen Sightseeing Tour der Aussenbezirke Buenos Aires und nach 2h45 waren wir im Hotel, ein 12 Stunden Tag ging zu Ende.

Mit den besten Steaks der Welt, exzellenten Rotweinen und guten Zigarren genossen wir dann unseren Feierabend.  Es hatte Spass gemacht, alles war sehr gut gelaufen, der Rückflug konnte kommen, wir waren gut vorbereitet.

Nino & Philip bei der Feierabend Zigarre

Am nächsten Tag waren wir, beide Kapitäne, Philip und ich noch in der Casa del Habano und kauften noch etwas ein. Philip kaufte seine „Cigar Smokers Grund Ausrüstung“, Zigarren, Etui, Cutter/Puncher und einen tollen Wurzelholz Humidor unter fachmännischer Beratung von Lucas u. seinem Vater. Wir verabschiedeten uns von Buenos Aires bei herrlichem Sonnenschein, 30 Grad und strahlendem Himmel. 

Relaxen mit der Crew und einer Zigarre

Der Rückflug war dann etwas anstrengender, volles Flugzeug, volles Programm, einige technische Probleme mit der Sitzelektronik, mein PCC stürzte gerade beim Einschalten des Passagierbriefings ab und musste vom mitfliegenden Rockwell-Collins Techniker wieder zärtlich hochgepäppelt werden. Der mitreisende Mechaniker hatte auch genug zu tun.

Über die Wasserfälle von Iguacu, viel Brasilien,  viel Atlantik, erreichten wir dann Europa bei der spanischen Nordwestküste, Santiago de Compostela, die Biskaya, Frankreich und nach 12h45 landeten wir im kalten, nebligen Frankfurt, ohne Wasserfontänen oder Tangotänzer. Der Alltag hatte uns wieder, die Techniker, Mechaniker und Fachleute eroberten unser Flugzeug, wir stiegen aus, verabschiedeten uns und gingen in den verdienten Feierabend. 

Copyright 12-2003 © Ninos Flying Cigar

 

                       

Weitere Fotos zu diesem Bericht :

Eine “lange Zigarre” …….

 Unser Flieger in Santiago de Chile
am Boden während der Transitzeit

Über den Anden Richtung Buenos Aires.

Schöner Blick auf die Anden.

 Flugzeugkamera im Fluge

Nichts für Vegetarier, das Asado im  Rest. Caballeriza

Rest. Desnivel, San Telmo

Lebensweisheiten aus dem Restaurant …

Der Wasserdampf der Iguacu Wasserfälle

Riesige Gewitterwolken verabschieden
uns aus Brasilien

Copyright 12-2003 © Ninos Flying Cigar

 

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